Wandelanleihen Anlageboom bei den Zwittern

Die Anleger haben einen neuen Liebling: Die Wandelanleihen als spekulatives Investment mit begrenztem Risiko sind derzeit heiß begehrt. Experten warnen trotzdem vor Risiken.

Spekulieren mit begrenztem Risiko ist für viele Anleger derzeit verlockend. Immer mehr setzen dabei auf Wandelanleihen. Ihre Konstruktion ist simpel: Der Anleger leiht einem Unternehmen für einen bestimmten Zeitraum Geld und bekommt dafür Zinsen. Statt der Rückzahlung kann er sich aber auch eine bestimmte Zahl von Aktien geben lassen und dabei von Kurssteigerungen profitieren.

Boom bei Wandelanleihen

Gerade diese Wahlmöglichkeit sorgt seit einiger Zeit für einen Boom bei Wandelanleihen, sagt Armin Weißenegger, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Und eine Untersuchung seines Instituts belegt, wie attraktiv eine Anlage in Wandelanleihen sein kann. Zwischen 1996 und 2002 erzielten sie durchschnittlich eine jährlich Rendite von 13,9 Prozent. Aktien brachten es hingegen lediglich auf 7,8 Prozent und Unternehmensanleihen gar nur auf 5,6 Prozent pro Jahr.

Geringe Verzinsung

Allerdings müssen Anleger bei Wandelanleihen einige spezielle Eigenarten beachten. Zunächst ist die jährliche Verzinsung gering. Sie liegt zwischen zwei und maximal vier Prozent. Sogar zinslose Wandelanleihen sind am Markt. Denn Anleger hoffen vor allem auf steigende Kurse bei den Aktien, in die sie das Papier zum Ende der Laufzeit wandeln dürfen. Sind diese mehr wert als der Nennbetrag der Anleihe, winken attraktive Renditen. Ebenfalls am Markt sind so genannte Umtauschanleihen. Dabei kann der Anleger die Anleihe gegen Aktien eines anderen Unternehmens eintauschen.

Eigener Kurs für Wandelanleihen

Kursgewinne können schon vor Ablauf der Anleihe realisiert werden. Denn die Papiere werden selbst zu einem eigenen Kurs gehandelt. Dessen Entwicklung ist allerdings umstritten. "In der Regel macht die Anleihe zwei Drittel der Kurssteigerung der Aktie mit, bei sinkenden Kursen ist es etwa ein Drittel", sagt Stephan Kühnlenz vom Magazin "Finanztest" der Stiftung Warentest. Verlass sei auf diese Entwicklung natürlich nicht. 90 Prozent der Anleihen reagierten derzeit kaum auf Kurssteigerungen, betont LBBW-Experte Weißenegger. Interessierte Anleger sollten sich vor allem auf Neuemissionen konzentrieren.

Totalverlust nicht ausgeschlossen

Rund 100 Anleihen in Euro sind derzeit am Markt erhältlich. Das Spektrum reicht dabei von Papieren großer Konzerne bis zu Anleihen kleiner Gesellschaften. "Daher sollten Anleger bedenken, dass Wandelanleihen eine spekulative Anlage sind und die Gefahr eines Konkurses und eines Totalverlust besteht", betont Kühnlenz. Besonders wichtig sei es daher, sich über die Unternehmen genau zu informieren und auch die Bewertung der Rating-Agenturen zu prüfen, die Aufschluss über die Kreditwürdigkeit geben.

Kompliziertes Finanzprodukt

Auch wenn es zunächst nicht so scheint, Wandelanleihen sind ein kompliziertes Finanzprodukt. "Die Unternehmen haben bei der Gestaltung der Bedingungen viele Freiheiten", sagt Weißenegger. Fast jede Wandelanleihe werde zu anderen Bedingungen ausgegeben. Bei einigen Papieren werde beispielsweise die Zahlung der Zinsen vom Geschäftsverlauf abhängig gemacht. "Gerade wegen der komplizierten Konstruktion sind Wandelanleihen nur etwas für gut informierte Anleger", betont Weißenegger.

Fonds mit Wandelanleihen

Wer den Aufwand und das Risiko scheue und trotzdem von den Chancen dieser Papiere profitieren wolle, der sei mit Wandelanleihenfonds besser bedient. Auch hier ist die Auswahl groß, derzeit sind rund 40 entsprechende Fonds am Markt erhältlich.