Getränke Getränkewirtschaft zwischen Supersommer und Einwegpfand

Trotz des heißesten Sommers seit Jahrzehnten, zieht die Getränkebranche nur eine durchwachsene Bilanz: Der Durst ließ zwar den Umsatz wachsen, aber das Pfand knabberte dies Plus wieder weg.

Nach dem heißesten Sommer seit Jahrzehnten zieht die deutsche Getränkewirtschaft nur eine durchwachsene Bilanz. Zwar haben die Rekordtemperaturen den Durst der Bundesbürger steigen lassen - das Einwegpfand und der Preisdruck des Handels aber führten dazu, dass manche Branchenmanager auf der an diesem Mittwoch beginnenden europäischen Fachmesse «BRAU Beviale«» in Nürnberg dennoch ein langes Gesicht machen. So gab es etwa bei Limonaden und Cola erhebliche Umsatzeinbußen. Auch der Bierdurst war nicht so groß wie im Vorjahr. Im Trend liegen dagegen Softdrinks und stille Mineralwässer.

Einweg-Abfüllern brach Umsatz weg

Die Bierbrauer verzeichneten von Januar bis September einen Absatzrückgang um 2,6 Prozent auf 81 Millionen Hektoliter. Vor allem den Einweg-Abfüllern brachen die Umsätze weg. Branchenvertreter geben die Schuld dafür dem Pflichtpfand. Weniger Bier sei vor allem dort verkauft worden, wo der Handel Einwegbier ersatzlos gestrichen habe, etwa bei den Discountern. Denn eher wechsle der Verbraucher das Getränk als seinen vertrauten Einkaufsmarkt, heißt es. Der Trend geht nun zur PET-Flasche auch für Bier. «Die PET-Welle ist ungebremst», sagt Volker Kronseder vom oberpfälzischen Hersteller Krones. Das vor allem von Discountern angebotene Bier stammt häufig aus dem Ausland.

Alkoholfreies lief nicht so recht

Nicht ganz zufrieden zeigen sich auch die Hersteller alkoholfreier Getränke. Zwar erwarten sie für das Gesamtjahr einen Anstieg des Pro-Kopf-Verbrauchs auf die Rekordhöhe von gut 280 Litern (2002: 271,1 Liter). Der Umsatz aber sei lediglich um 0,7 Prozent gewachsen. "Die vom Einwegpfand betroffenen Märkte konnten nicht oder nur bedingt von den heißen Temperaturen des Sommers profitieren", berichten die Branchenverbände. Hier habe es zweistellige Umsatzeinbußen gegeben.

Mineralwasser konnte punkten

Stark gefragt war Mineralwasser als Durstlöscher. Die Mineralbrunnen steigerten den Absatz bis einschließlich September um 16,2 Prozent. Zum Jahresende rechnen Branchenexperten hier mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von mehr als 125 Litern (2002: 113,7 Liter). "Vor allem die stillen Mineralwässer weisen hohe Wachstumsraten auf", sagt Wolfgang Stubbe vom Verband deutscher Mineralbrunnen. Kohlensäurefreie Wässer legten um fast 40 Prozent zu. Allerdings liegt das "prickelnde", kohlensäurehaltige Wasser mit einem Marktanteil von 55 Prozent weiterhin klar an der Spitze.

Renner blieb Apfelsaft

"Unbepfandete" Eistees und Erfrischungsgetränke standen ebenfalls hoch im Kurs. Bei Limonaden, Cola- und Bittergetränken sank der Absatz dagegen um 8,7 Prozent, berichtet die "Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke". Softdrinks wiederum erzielten ein deutliches Absatzplus. Insgesamt wird für Erfrischungsgetränke 2003 ein Pro-Kopf-Verbrauch von 115 Litern (Vorjahr: 112,8) erwartet. Zuwächse erzielten auch Fruchtsäfte und -nektare. Am liebsten trinken die Deutschen Apfelsaft, nämlich jährlich zwölf Liter pro Kopf.

Hoffnung auf Osterweiterung

Angesichts der Probleme im Inland richten sich die Blicke der Branche hoffnungsvoll nach Mittel- und Osteuropa. Einer Studie zufolge nahm der Markt für alkoholfreie Getränke dort 2002 um neun Prozent zu (Westeuropa: zwei Prozent) und lässt künftig ähnliche Steigerungsraten erwarten. Dasselbe gilt für den Biermarkt. Mit einem jährlichen Anstieg des Bierkonsums um 24 Prozent in den vergangenen Jahren lag Russland dabei an der Spitze. Auch die Bewohner im Baltikum und in Polen zeigen großen Bierdurst. Auf Grund der unsicheren Konjunktur steht der Getränkemarkt nach Ansicht von Branchenbeobachtern insgesamt vor einer weiteren Konzentration und Konsolidierung.

DPA
Stephan Maurer

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