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Extrem-Wetter zum Jahreswechsel 950 Wärmerekorde in Deutschland – Heißeste Januar-Tage aller Zeiten in ganz Europa

Wetter Silvester: Passanten in T-Shirt in Freiburg
Auch in Freiburg war das Wetter an Silvester extrem mild. Hier wurden Temperaturen von bis zu 18 Grad gemessen.
© Philipp von Ditfurth / DPA
Das Wetter hat Europa zum Jahreswechsel im negativen Sinne eingeheizt. In mindestens acht Staaten wurden Rekordtemperaturen gemessen. Meteorologen sprechen von "fast nie dagewesener" Hitze.

Feuerwerk in T-Shirt statt in Winterjacke: Das war in vielen europäischen Städten in der Silvesternacht Realität. Zum Jahreswechsel verzeichneten mindestens acht EU-Staaten Temperaturrekorde. Darunter Polen, Dänemark, die Tschechische Republik, die Niederlande, Belarus, Litauen und Lettland. In allen wurde der wärmste Januartag aller Zeiten verzeichnet, erklärte der Klimatologe Maximiliano Herrera dem britischen "Guardian". 

Wetter zu Silvester: Deutschland verzeichnet 950 Wärmerekorde in drei Tagen

In Korbielów, Polen, stieg das Thermometer auf 19 Grad Celsius – eine Temperatur, die für das schlesische Dorf im Mai normal wäre, und 18 Grad über dem Jahresdurchschnitt für Januar lag. In Javorník in der Tschechien stieg die Temperatur auf 19,6 Grad, der Durchschnitt liegt bei 3 Grad in dieser Jahreszeit. 

Doch nicht nur in vergleichsweise kalten Ländern fielen die Temperaturrekorde am laufenden Band. Allein in Deutschland seien vom 31. Dezember bis zum 2. Januar fast 950 Rekorde von örtlichen Messstationen verzeichnet worden, so Herrera. In Wielenbach im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau wurden am Silvestertag gegen 14 Uhr 20,8 Grad gemessen, in München 20 Grad. Das berichtet "tagesschau.de" mit Berufung auf den Deutschen Wetterdienst.

In Nordspanien und Südfrankreich herrschte Strandwetter: In Bilbao wurde mit 24,9 Grad Celsius ebenfalls der bisher heißeste Januartag gemessen. Auch an Stationen in Kantabrien, Asturien und im Baskenland wurden Rekorde aufgestellt.

Hitze in 15 Ländern: Meteorologe spricht von "extremsten Ereignis in der europäischen Geschichte"

"Wir können dies als das extremste Ereignis in der europäischen Geschichte betrachten", so Herrera. Dabei verglich der Klimatologe die Rekordtemperaturen mit dem vergangenen Sommer. Allerdings habe sich das Ausmaß der Hitze in diesem Fall auf ein viel größeres Gebiet erstreckt – auf etwa 15 Länder.

"Wir können wohl sagen, dass dies das erste Mal ist, dass ein extremes Wetterereignis in Europa in Bezug auf extreme Hitze mit denen in Nordamerika vergleichbar ist", bilanziert Herrera.

Grund für die Rekordtemperaturen sei eine warme Luftmasse gewesen, die sich vor der Westküste Afrikas entwickelt habe, von Portugal und Spanien aus nach Nordosten über Europa gezogen sei, im Sog eines Hochdruckgebiets über dem Mittelmeer, so der Meteorologe Alex Burkill. 

Der Meteorologe Scott Duncan sagte, die Temperaturen in ganz Europa seien erschütternd. "Letztes Jahr hatten wir ein sehr warmes Silvester, aber dieses Jahr übertrifft das alles", sagte er. "Wir haben beobachtet, dass in mehreren Ländern langjährig bestehende Rekorde mit großem Abstand gebrochen wurden."

Bill McGuire, Professor für Geophysik und Klimagefahren erklärte, die hohen Temperaturen seien ein Vorzeichen für Schlimmeres, das noch kommen werde: "Das Besorgniserregendste an dieser Entwicklung ist, dass sie – bei der Geschwindigkeit der globalen Erwärmung – einfach keine Überraschung mehr ist." Es sei ein kleiner Vorgeschmack auf eine Zukunft, in der der Winter auf ein paar Monate mit tristem, feuchtem und mildem Wetter reduziert werde und in denen es kaum noch Frost, Eis oder Schnee geben werde.

Quellen: The Guardian, tagesschau.de, DWD

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