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Immobilienmarkt Makler über Ferienhaus-Boom: "Wer nicht ins Büro muss, kann von dort arbeiten, wo es schön ist"

Christian von Gottberg leitet die Immobilienbüros von Engel & Völkers in Berlin und Schleswig Holstein
Christian von Gottberg leitet die Immobilienbüros von Engel & Völkers in Berlin und Schleswig Holstein
© Franziska Liebe (kleines Bild) / Getty Images
Die Immobilienpreise steigen nicht nur in der Großstadt. Makler Christian von Gottberg registriert in der Pandemie noch einen weiteren Trend: Wochenendhäuschen auf dem Land oder am Meer sind jetzt als Homeoffice im Grünen gefragt.

Herr von Gottberg, Sie haben durch ihre Makler-Büros in Berlin und Schleswig-Holstein sowohl den Blick auf die Großstadt als auch aufs platte Land. Wie haben Pandemie und Homeoffice den Immobilienmarkt verändert?

Die Sehnsucht nach einem Fleckchen im Grünen ist stark gestiegen. Wer in den vergangenen Monaten in seiner kleinen Stadtwohnung eingesperrt war, für den ist ein Häuschen am Stadtrand deutlich attraktiver geworden. Die Homeoffice-Situation hat aber auch die Nachfrage nach Second-Homes, also Ferienhäuschen, enorm getrieben. Wer nicht mehr täglich ins Büro muss, kann auch von dort arbeiten, wo es schön ist.

Was früher das Ferienhäuschen war, ist jetzt das Homeoffice-Häuschen?

Den Trend zum Homeoffice im Wochenendhäuschen gibt es, als Fluchtpunkt aus dem Alltag. Dort sind die Leute jetzt wochenweise zum Arbeiten. Eine der ersten Fragen an meine Makler vor Ort lautet daher häufig: Gibt es hier gutes Internet? Das war früher bei solchen Objekten nicht so wichtig. Aber das Haus kann noch so schön sein: Wenn das Internet nicht passt, kann ich es für Homeoffice nicht gebrauchen. 

In welchen Gegenden boomt das Geschäft mit Zweitwohnungen und -häusern besonders?

In St. Peter-Ording zum Beispiel sind die Preise wahnsinnig gestiegen, da kann der Quadratmeter inzwischen mehr als 10.000 Euro kosten. Die gesamte Schlei-Region an der Ostsee ist ebenfalls beliebt. Aber auch das flache Land in Dithmarschen, weil da das Häuschen noch viel bezahlbarer ist. Da bekommt man eine tolle Reetdach-Kate für um die 300.000 Euro. Das ist zum Beispiel gefragt bei jungen Familien, die eine kleine Wohnung in der Stadt haben und in Dithmarschen dann das Häuschen.

Und die Spitzenverdiener gönnen sich ein Homeoffice mit Meerblick?

Der Meerblick ist natürlich sehr teuer zu erkaufen. Häuser am Meer gibt es in Deutschland ja kaum. Aber Homeoffice mit Deichblick, das gibt es richtig viel.

Bleibt der Trend bestehen, wenn jetzt wieder mehr im Büro gearbeitet wird und die Unternehmen Homeoffice-Regelungen weniger locker handhaben?

Ich glaube, dass der Trend nicht nur bleiben, sondern sogar stärker werden wird. Zum einen werden viele weiter Homeoffice machen können. Zum anderen haben viele jetzt einen Fluchtpunkt außerhalb der Stadt schätzen gelernt, zu dem sie jederzeit hinkönnen. Das Reisen könnte ja auch noch länger schwierig bleiben. 

Wenn mehr Menschen dauerhaft – zumindest teilweise – im Homeoffice arbeiten, braucht man weniger Büros. Werden da Flächen für mehr Wohnraum frei?

Das ist ein komplizierter Prozess. Was als Bürogebäude gebaut ist, kann man meistens nicht von heute auf morgen in Wohnungen umwandeln. Ich glaube auch nicht, dass sich der Büromarkt extrem verändern wird. Sicherlich wird es jetzt etwas mehr leerstehende Büros geben. Aber kein Arbeitgeber, schon gar kein großer, wird seine Leute komplett zu Hause lassen wollen. Das Zusammenkommen im Büro, der berühmte Flurfunk, das brauchen die Unternehmen.

Und eine Wohnimmobilie in der Stadt wird trotz Homeoffice-Flucht ins Grüne leider auch nicht erschwinglicher?

Wenn sich jemand ein Zweithaus auf dem Land kauft, wird der Nachfragedruck in der Großstadt leider nicht um eine Einheit geringer. Und Städte wie Berlin wachsen ja schneller, als der Neubau hinterherkommt. Solange die Zinsen so niedrig sind, werden die Immobilienpreise hoch bleiben.

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