Weltweit sind die Hauptstadt-Mieten besonders hoch - nur nicht in Deutschland. Hier ist Berlin im bundesdeutschen Vergleich sogar die preiswerteste Großstadt. Das zeigt der aktuelle Mietspiegelindex der "F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt GmbH" (F+B). Berlin punktet bei den Wohnungsmieten auch, weil im Osten der Stadt so viel Wohnraum zur Verfügung steht. Ost-Berlin käme im Mietpreis-Ranking sogar erst auf Platz 150, während sich West-Berlin immerhin auf Rang 81 (hinter Ingelheim/Rhein und Pforzheim). "Da Berlin aus historischen Gründen bis 2003 zwei - nach Ost und West - getrennte Mietspiegel hatte, wird es wohl erst im Mietspiegel 2006 eine gemeinsame Wertung in Ranking geben," erzählt Michael Clar, F+B-Geschäftsführer. Im Gegensatz dazu werden in der Bundesrepublik die Spitzenmieten in München, Düsseldorf, Stuttgart, Köln, Wiesbaden und Frankfurt/Main gezahlt.
Große regionale Unterschiede
Offizielle Zahlen des Statistischen Bundesamtes und der Landesämter gibt es nicht, doch F+B über verfügt über ein bundesweites Archiv, in dem die Mietspiegel von fast 500 deutschen Gemeinden gesammelt werden. Auf Grundlage dieser Daten errechnet die Hamburger Beratungsfirma dann jedes Jahr die überregionalen Vergleichsdaten für Wohnungsmieten. In diesem Jahr flossen die Mietspiegel von 316 Städten mit mehr als 20.000 Einwohnern in den Vergleich.
Die Mietexperten ermitteln dabei die Miethöhe für ein Wohnung normaler oder mittlerer Ausstattung mit 65 Quadratmetern in einer normalen bis mittleren Wohnlage. In Deutschland liegt diese Durchschnittsmiete bei 5,72 Euro pro Quadratmetern - doch die regionalen Unterschiede sind hoch. Dabei orientieren sich in Norddeutschland die Mieten etwa am Duchschnitt, während die Mieter im Süden und in der Landesmitte mit 6,73 Euro bzw. 6,17 Euro je Quadratmeter schon deutlich mehr für ihre Wohnung bezahlen.
München bleibt Miet-Spitzenreiter
Am teuersten ist und bleibt das Wohnen in der bayerischen Landeshauptstadt. In München liegt das Mietniveau um 50 Prozent höher als im Bundesdurchschnitt: 8,81 Euro zahlt ein Münchner Mieter pro Quadratmeter. Doch auch die Flucht aus München in den Speckgürtel bringt miet-technisch nicht viel: "Zwar sind Großstädte meist teuerer als das flache Land, aber es gibt etwa ein halbes Dutzend Großräume, wo nicht nur die Städte, sondern auch das Umland teuer sind," so Clar. Denn auf Rang zwei und drei folgt mit den Gemeinden Germering und Dachau gleich das Münchner Umland.
Düsseldorf ist mit Rang vier die zweitteuerste Großstadt Deutschlands. Hier liegt die Miete immerhin noch um rund ein Drittel über den bundesweiten Durchschnitt. Generell kann man laut F+B-Experte Clar feststellen, dass Mieten nicht nur auf Nachfrage reagieren, sondern auch auf die Kaufkraft: "In einer besonders strukturstarken Region müssen Mieter auch immer tiefer in die Tasche greifen." Dabei gibt es einige überdurchschnittlich teure Regionen. Neben München und seinem Umland gehören dazu noch das Dreieck Frankfurt-Wiesbaden-Darmstadt, Stuttgart und Umgebung, die Rhein-Schiene Köln-Düsseldorf und auch die Gegend um Hamburg.
Je billiger, desto strukturschwacher
Im Umkehrschluss sind die Mieten umso günstiger, je strukturschwacher die Region ist. Nicht umsonst liegen die preiswertesten Städte Deutschlands alle auf dem flachen Land - und in Gebieten, die unter Landflucht leiden. Wobei auch westliche Ballungsgebiete wie Nordrhein-Westfalen dieses Problem kennen. Denn das Mietniveau ist dort leicht unterdurchschnittlich. Auch Mieter aus industriearmen Regionen wie der Eifel, dem Bayersichen Wald, Nordhessen, der Altmark oder Ostfriesland zahlen im bundesweiten Vergleich recht wenig. Insgesamt sind die durchschnittlichen Monatsmieten in Ostdeutschland mit 5,09 Euro je Quadratmeter am billigsten. Am wenigsten zahlt man im brandenburgischen Eberswalde - wo nur 3,37 Euro pro Quadratmeter verlangt werden.
Eines gilt allerdings für alle Mieter: Zu den erhobenen Mietkosten kommen noch die kalten und warmen Betriebskosten hinzu. Und diese machen mit rund 30 bis 35 Prozent einen ordentlichen Batzen aus - der noch größer wird, wenn die Energiepreise sich von einem Hoch zum nächsten hangeln.