Ein Abendessen bei "El Padrino" in Spanien, ein Shot Cosa Nostra-Whiskey in Schottland oder eine Prise Mafia Coffee Rub-Gewürz im deutschen Supermarkt. Weltweit werden Produkte und Lokale mit Anspielungen auf die italienische Mafia vermarktet – sehr zum Ärger der italienischen Lebensmittelindustrie. "Für uns ist es inakzeptabel, über so ernste Dinge wie die Mafia zu scherzen", empörte sich kürzlich der größte Bauernverband Italiens, Coldiretti, der vehement gegen das Mafia-Marketing protestiert.
Mafia-Marketing verursacht wirtschaftlichen Schaden in Italien
Dazu hat Coldiretti gemeinsam mit dem Landwirtschafts- und Industrieverband Fileria Italia eine Ausstellung in Palermo auf Sizilien, dem Ursprungsort der Verbrecherorganisation Cosa Nostra, organisiert. Dort sind zahlreiche Produkte aus aller Welt zu sehen, die mit Mafia-Wortspielen oder -Bildern bedruckt sind. Die "schockierendste Entdeckung" sei ein schottischer Whiskey namens "Cosa Nostra Shot". Die Flasche hat die Form eines Maschinengewehrs und auf dem Etikett prangt der Satz: "Post Proelia Premia", auf Deutsch etwa "nach den Schlachten kommen die Belohnungen".
"Es ist skandalös zu glauben, dass jemand so nur zum Spaß kaufen könnte", zitiert der "Guardian" Alessandro Apolito, einen Zweigstellenleiter bei Coldiretti. Solche Produkte nehmen nicht nur den italienischen Lebensmitteln den Platz weg, sondern "verursachen auch enorme wirtschaftliche Kosten für unsere Lebensmittelindustrie." Denn das Mafia-Marketing erwecke den Eindruck, das Produkt stamme aus Italien. Wie "Yahoo News" berichtet, beziffert Coldiretti den dadurch entstandenen wirtschaftlichen Schaden auf 120 Milliarden Euro pro Jahr. Schätzungsweise 300.000 Arbeitsplätze seien durch Fälschungen italienischer Lebensmittel bereits verloren gegangen.
Außerhalb Italiens gebe es zudem knapp 300 Restaurants, die mit Mafia-Namen werben, stellte der Bauernverband in einer eigenen Untersuchung fest. Die meisten davon – 63 Stück – gebe es im Nachbarland Spanien, gefolgt von der Ukraine, Brasilien, Indonesien, Russland, Indien, Japan, Polen und den USA. Neben der Wirtschaft leide auch das Gesamt-Image von Italien, wenn das Land "weiterhin mit diesen Mafia-Stereotypen und Kriminalität in Verbindung" gebracht werde.
Und nicht zuletzt löse das Mafia-Marketing Schmerzen bei Betroffenen aus. Solche Werbungen seien laut Apolito eine "Beleidigung gegenüber den Opfern der Mafia". Eine Beleidigung der vielen unschuldigen Menschen, die durch die Hand der berüchtigten kriminellen Organisationen gestorben sind oder leiden müssen. Vor allem in Palermo sie die Empörung über dieses absurde Marketing groß. "Es gibt Millionen von Sizilianern, die ehrlich sind und die Gesetze respektieren, aber Opfer dieser kriminellen Seuche sind", betont er. Es werde ein Phänomen trivialisiert, "das Schmerz und Trauer in unserem ganzen Land verursacht hat", fügt Coldiretti-Präsident Ettore Prandini hinzu.
Heute vor 30 Jahren ermordete die sizilianische Mafia ihren größten Feind – und besiegelte damit den eigenen Untergang

"Die Verwendung und Beschwörung des Namens des organisierten Verbrechens für Marketingzwecke kann nicht akzeptiert werden", sagt er und fordert eine Lösung auf europäischer Ebene. Es bräuchte EU-Vereinbarungen zum Schutz von Produkten, wie es sie zum Beispiel für geschützte Ursprungsbezeichnung gibt. Ähnliche Regeln bräuchte es in Bezug auf Marketing, um dem inflationären Gebrauch von Mafia-Anspielungen Einhalt zu gebieten.
Quellen: "The Guardian", "Yahoo News"