Arbeitslosigkeit Wirtschaftskrise erreicht den Arbeitsmarkt

Die weltweite Wirtschaftskrise schlägt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit erstmals auf den Arbeitsmarkt durch: Im Dezember stieg die Zahl der Erwerbslosen um 114.000 auf 3,1 Millionen. Die Arbeitslosenquote legte auf 7,4 Prozent zu. Im Vergleich zu den Vorjahren steht der Arbeitsmarkt aber noch glänzend da.

Nach einem Rekordtiefstand im Spätherbst hat sich die Arbeitslosigkeit in Deutschland zum Jahresende wieder erhöht. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im vergangenen Monat um 114.000 auf 3,1 Millionen Menschen. Das waren etwa 300.000 weniger als vor einem Jahr, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise am Mittwoch in Nürnberg. Die Arbeitslosenquote nahm im Dezember binnen Monatsfrist um 0,3 Punkte auf 7,4 Prozent zu. Vor einem Jahr hatte sie noch bei 8,1 Prozent gelegen. Nach Aussage der BA hat die Wirtschaftskrise inzwischen den Arbeitsmarkt erreicht.

BA-Vorstandschef Weise sagte, das Jahr 2008 sei eines der besten Jahre für den Arbeitsmarkt gewesen. Der Anstieg im Dezember sei aber deutlich stärker gewesen als im Durchschnitt der letzten drei Jahre. Die positive Grundtendenz, die bereits in den vergangenen Monaten an Schwung verloren habe, habe sich nicht mehr fortgesetzt. "Entsprechend gedämpft ist auch unser Optimismus für das Jahr 2009", sagte Weise. Saisonbereinigt ist die Arbeitslosenzahl in Deutschland im Dezember um 18.000 auf 3,2 Millionen gestiegen.

Deutlich mehr Kurzarbeiter

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung lag nach der Hochrechnung der Bundesagentur zuletzt (im Oktober) bei 28 Millionen; dies sei gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs um 511.000.

Deutlich gestiegen ist hingegen die Kurzarbeit. Im November lagen laut Bundesagentur Meldungen für 164.000 Kurzarbeiter vor, das waren 125.000 mehr als im Jahr zuvor. "Es ist davon auszugehen, dass sich die Zahl der Kurzarbeiter in den nächsten Monaten kräftig erhöhen wird", teilte die Bundesagentur mit.

Rein zahlenmäßig stehe der Arbeitsmarkt immer noch gut da, kommentierten Bank-Fachleute die Zahlen. Dies liege aber daran, dass die Arbeitslosenstatistik derzeit nicht mehr die tatsächliche Lage auf dem Arbeitsmarkt abbilde, gab etwa Alexander Koch von der HypoVereinsbank zu bedenken. So federten derzeit noch viele Unternehmen ihre Auftragsflaute mit Sonderurlaub, dem Abbau von Leiharbeitern und Kurzarbeit ab.

Sollte sich nach den Weihnachtsferien keine grundsätzliche wirtschaftliche Besserung abzeichnen, drohe in vielen Branchen der Abbau von Arbeitsplätzen, schätzte auch DZ-Bank-Volkswirt Philipp Jäger. "Derzeit haben wir noch einen Stillstand auf dem Arbeitsmarkt mit einer unveränderten saisonbereinigten Arbeitslosigkeit, bevor im Januar der Abbau von Stellen beginnt."

Wie stark die Arbeitslosigkeit wächst, wird nach Ansicht von Stephan Bielmeier von der Deutschen Bank auch davon abhängen, wie sich die krisengeschüttelte Zeitarbeitsbranche verhält. "Die Frage ist, wie lange Zeitarbeitsfirmen ihre Beschäftigten noch halten können", meinte er. Im zu Ende gegangenen Jahr hatte die Zeitarbeitsbranche 700.000 Männer und Frauen unter Vertrag - so viele wie nie zuvor.

Die Arbeitslosenzahl war im Oktober erstmals seit dem Wiedervereinigungsboom vor 16 Jahren unter die Drei-Millionen-Marke gesunken. Im November ging sie um weitere 8000 auf 2 988 000 Menschen ohne Job zurück. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,1 Punkte auf 7,1 Prozent ab. Vor einem Jahr hatte sie noch bei 8,1 Prozent gelegen.

AP · DPA · Reuters
DPA/AP/Reuters

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