Pflegeeinrichtungen der Diakonie drücken nach Recherchen des stern durch Dumpingmethoden die Löhne zehntausender Angestellter. Die Beschäftigten werden unter anderem über eigene Zeitarbeitsfirmen zu niedrigeren als den üblichen Löhnen eingestellt. Durch ein ähnliches Vorgehen war vor einem Jahr die Drogeriemarktkette Schlecker in die Schlagzeilen geraten.
Die Diakonie ist der Wohlfahrtsverband der evangelischen Kirche. Ihre Heime nutzen die unternehmenseigene Leiharbeitsfirma Dia Logistik, um neue Mitarbeiter zu den niedrigen Zeitarbeitstarifen einzustellen. Vor allem bei qualifiziertem Pflegepersonal spart das Unternehmen so kräftig: Nach Informationen des Magazins verdient eine examinierte Altenpflegerin nach zwei Jahren Berufserfahrung bei der Diakonie pro Stunde 14,28 Euro. Bei der Leiharbeitsfirma erhält sie nur in der Stunde nur 10,16 Euro – ein Minus von monatlich 640 Euro. Auch gründeten Geschäftsführer diakonischer Einrichtungen GmbHs, um gekündigte Beschäftigte zu schlechteren Konditionen wieder neu einzustellen.
Der Bundesverband des Diakonischen Werks kommentierte die Vorwürfe des stern mit den Worten: "Alle diakonischen Einrichtungen müssen den Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Nächstenliebe aushalten. Wenn eine Einrichtung ausschließlich finanzielle Gesichtspunkte in den Vordergrund stellt, handelt sie nicht mehr diakonisch."
Mit insgesamt 435.000 Festangestellten zählen die Einrichtungen der Diakonie zu den größten Arbeitgebern Deutschlands. Laut Nikolaus Schneider, dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sind acht Prozent (35.000 Mitarbeiter) der Diakonie-Beschäftigten ausgelagert. Schneider räumt ein, dass es unter diesen Beschäftigten Probleme mit der Lohnhöhe gebe. Michael Heinrich, der Sprecher der diakonischen Mitarbeitervertreter, geht dagegen von 75.000 Beschäftigten aus, die bei der Diakonie unter Lohndumping leiden.