Tarifeinigung im Öffentlichen Dienst Die Jüngeren müssen länger arbeiten

Überfüllte Mülleimer, geschlossene Kitas - in Hamburg dürfte damit bald Schluss sein. Nach zwei Wochen Streik im öffentlichen Dienst haben sich die Tarifparteien in Hamburg geeinigt - je jünger die Arbeitnehmer, umso mehr muss gearbeitet werden.

In dem wochenlangen Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst hat es in Hamburg eine erste Einigung gegeben. Arbeitgeber und Dienstleistungsgewerkschaft Verdi bestätigten den Durchbruch in der Hansestadt. Der Kompromiss sieht unter anderem eine Staffelung der Arbeitszeit nach Lebensalter und weiteren Kriterien wie etwa Kinder in der Familie vor. Der Arbeitskampf richtete sich im Kern gegen eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 40 Stunden. Müllwerker und Mitarbeiter der Stadtentwässerung in der Hansestadt sind seit rund zwei Wochen im Ausstand.

Jüngere müssen mehr arbeiten

In Hamburg heißt es in einem Verdi-Informationsblatt für die Mitglieder unter anderem, Beschäftigte bestimmter Entgeltstufen sollten künftig 39 Stunden pro Woche arbeiten, wenn sie jünger als 50 Jahre sind und keine Kinder unter zwölf Jahren haben. Wer in dieser Altersgruppe Kinder bis zwölf Jahre erzieht, soll 38,5 Stunden arbeiten. Für Beschäftigte älter als 49 Jahre gilt eine Wochenarbeitszeit von 38 Stunden. Weitere Einzelheiten sollten am Nachmittag mitgeteilt werden. Über das Ende des Arbeitskampfes müssen die Gewerkschaftsmitglieder in einer Urabstimmung entscheiden.

In dem 1,7 Millionen Bürger zählenden Stadtstaat wurden die Mülltonnen seit rund zwei Wochen nicht mehr geleert. "Es sind bislang etwa 25.000 Tonnen privater Hausmüll liegen geblieben", schätzt der Sprecher der Hamburger Stadtreinigung Reinhard Fiedler. "Wir werden gut zwei Wochen brauchen, um das wegzuräumen."

Ausweitung der Streiks im Süden

In Baden-Württemberg hatten sich nach Signalen der Annäherung bereits die Fronten wieder verhärtet. "Ich würde mich freuen, wenn die Arbeitgeber sich mit Hilfe dieses Modells gedanklich bewegen würden", sagte Verdi-Verhandlungschef Alfred Wohlfart in Stuttgart mit Blick auf den Hamburger Abschluss. Allerdings sei die Hamburger Einigung kein Pilotabschluss. Er würde sich ein konstruktives Verhalten der Arbeitgeber wünschen. Auch die Arbeitgeber äußerten sich skeptisch zu einer möglichen Übernahme. Der Abschluss werde intern erst überprüft und bewertet. Die Gewerkschaft fuhr die Streiks, die wegen der Karnevalstage etwas abgeschwächt worden waren, wieder hoch.

Im aktuellen Arbeitskampf traten teilweise mehr als 30.000 Beschäftigte von Kommunen, Ländern und Universitäts-Kliniken in den Streik. Dabei geht es vor allem um den Erhalt der Arbeitszeit von 38,5 Stunden in der Woche. Etwa die Hälfte der Länder ist beteiligt. Der Streik steht in der vierten Woche.

DPA
DPA

PRODUKTE & TIPPS