Unternehmensgründung Mehr Mut bei Migranten

Zugewanderte Ausländer gründen inzwischen mehr Unternehmen als Deutsche. Sie trauen sich was: Einen Beginn mit weniger Kapital an und mehr Mitarbeitern ein.

Zugewanderte Ausländer laufen Deutschen bei der Unternehmensgründung den Rang ab. Sie machen sich inzwischen vergleichsweise häufiger selbstständig, wie die Deutsche Ausgleichsbank (DtA) am Dienstag in Bonn berichtete. Und sie stellen auch gleich mehr Personal als deutsche Existenzgründer. Immer häufiger würden Ausländer jetzt auch High Tech-Unternehmen gründen, sagte DtA-Vorstandsmitglied Michael Bornmann.

Beim Start in die Selbstständigkeit schaffen die so genannten Migranten laut Bornmann mit durchschnittlich fünf Arbeitsplätzen auch gut doppelt so viele Jobs wie ihre deutschen Gründerkollegen, die im Schnitt mit zwei Mitarbeitern an den Start gehen. "Wir beobachten zudem seit geraumer Zeit, dass ausländische Unternehmer nicht mehr nur Familienmitglieder und Landsleute, sondern vermehrt auch deutsche Arbeitskräfte einstellen."

Stärkere Gründungsdynamik unter Migranten

Die Zahl der ausländischen Selbstständigen in Deutschland bezifferte Bornmann auf rund 260 000. Anfang der 70er Jahre seien es erst 40 000 gewesen. Die Gründungsdynamik unter Migranten habe in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Der Anstieg bei den Unternehmensgründungen habe von 1992-2001 bei 23,6 Prozent gelegen. Die Deutschen kamen in diesem Zeitraum nur auf 17,0 Prozent.

Fokus nicht mehr nur auf Landsleuten als Kunden

Während die vor zehn Jahren gegründeten Betriebe ihre Produkte und Dienstleistungen noch vorwiegend den eigenen Landsleuten angeboten hätten, legten die neu gegründeten Firmen den Focus auch auf die deutsche Kundschaft, sagte Bornmann. Die in Deutschland lebenden Ausländer der dritten Generation seien besser ausgebildet und mit den Verhältnissen hier zu Lande vertrauter als ihre Eltern und Großeltern - dies eröffne ihnen auch neue Perspektiven als Selbstständige.

Allerdings sei die Selbstständigenquote unter Migranten mit 8,4 Prozent nicht so hoch wie unter deutschen Erwerbstätigen, die bei rund zehn Prozent liege. Mit ihrem verbesserten Finanzierungsangebot werde die Mittelstandsbank dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Die Förderwege würden künftig einfacher, gerade auch ausländische Gründer hätten dadurch besseren Zugriff auf staatliche Finanzierungshilfen.

Mikro-Darlehen gefragt

Von dem im vergangenen Herbst neu aufgelegten DtA-Mikro-Darlehen für kleinere Vorhaben bis 25 000 Euro profitierten ausländische Gründer in besonderem Maße, weil sie häufig mit sehr kleinen Beträgen an den Start gingen. So hat fast jeder zweite ausländische Existenzgründer, der Fördermittel des Bundes in Anspruch nimmt, einen Finanzierungsbedarf von unter 50 000 Euro. Bei den deutschen Gründern sind es gut ein Drittel.

Die Finanzierungsprodukte der DtA stünden nicht nur Antragstellern mit einem deutschen Pass offen, erläuterte Bornmann. Zwischen 1990 bis Ende 2002 habe die DtA rund 11 000 Darlehen im Gesamtwert von 560 Millionen Euro an ausländische Existenzgründer und von Ausländern geführte Unternehmen vergeben. Die bundeseigene Bank hat die Aufgabe, den Mittelstand und Existenzgründer mit zinsgünstigen Krediten zu versorgen.

DPA

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