Gründerzentren bieten Arbeitslosen bei der Gründung eines Unternehmens umfassende Hilfe. Ziel ist, Arbeitssuchenden eine neue Perspektive zu geben und sie zu motivieren.
Ein bundesweit breites Netz von Gründungszentren hilft jungen Unternehmern bei der Umsetzung ihrer Geschäftsidee. Sie bieten fachliches Know-how in den Bereichen Kalkulation und Unternehmensstrategie an, führen Praxistrainings für Verkaufsgespräche durch und stellen die nötige Bürofläche zur Verfügung. Eine genaue Auflistung der bundesweit existierenden Gründerzentren und ihre Angebote bietet das Internetportal Gründungskatalog der Deutschen Ausgleichsbank (DtA).
Beispielhaft für das "Modell Gründungszentrum" ist Enigma in Hamburg. Es versteht sich als so genannter "Startup-Brutkasten" und will Arbeitslose unter 35 Jahre auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit unterstützen. Enigma hat sich zum Ziel gesetzt, Arbeitslose innerhalb von sechs Monaten für die eigene Firmengründung fit zumachen.
Zentrales Element des Zentrums ist der Gründungsbrutkasten Garage. Die Kooperation mit der Gründungsgenossenschaft Gesellschaft für Dienstleistungen und Management (GDM) sichert kostenlos Büroflächen, PC, Telefon und Internetanschluss sowie Minikredite in Höhe von bis zu 5000 Euro. "Wir wollen, dass Menschen mit pfiffigen Ideen, Engagement und Risikobereitschaft ein Unternehmen starten und entwickeln können, auch wenn ihnen finanzielle Mittel fehlen", lautet das Klassenziel bei Enigma.
Garagenkinder halten zusammen
Hajo Streitberger, Leiter und Gründer von Enigma, importierte die Idee, Leute unter einem Dach zusammenarbeiten zu lassen, aus Schweden. Auf diese Weise sollte ein eigenes kleines Netzwerk geschaffen werden. 1998 zog er mit sechs Arbeitslosen in ein tristes Bürohaus in einem Hamburger Gewerbegebiet. Heute setzen auf vier Etagen über 100 Existenzgründer ihre Geschäftsideen um, darunter die seit 1999 existierende Garage mit ihren "beherbergten Garagenkindern".
Mit Rollenspielen in der Gruppe und einer Präsentation der Geschäftsidee testet das Garage-Team, ob die Bewerber zur Gründung eines Unternehmens im Team fähig sind. Wird ein Bewerber aufgenommen, hat er zwei Wochen Zeit, seine Idee in ein präsentables Konzept zu bringen. Besonders intensiv wird an einer Marktforschung gearbeitet, da oberstes Gebot bei einer Selbstständigkeit nach wie vor Branchenkenntnisse sind. Ist die Idee gut durchdacht und markttauglich, kann der Bewerber eines der angebotenen Büros beziehen und mit seinem Projekt durchstarten. Alle paar Wochen besucht der Jungunternehmer ein kostenloses Trainingsseminar, das ihn in Sachen Steuern, Zeitmanagement und Verkaufsstrategie fit machen soll.
Gründerzentren haben jedoch auch Nachteile: Hat ein Jungunternehmer Erfolg und will wachsen, muss er ausziehen. Und nicht jeder mag potenziellen Kunden bereits über die Firmenadresse signalisieren, dass er noch nicht lange am Markt ist.
Sabine Hockling