Die Pandemie-Zeit mit all ihren Umstellungen, Stressmomenten oder erzwungenen Auszeiten veranlasst so manchen, seine Lebenssituation zu überdenken. Auch in Bezug auf die Arbeit: Viele Deutsche würden einer Umfrage des Jobportals Indeed zufolge gerne beruflich kürzertreten. Bei einer Onlineumfrage unter 1074 Teilnehmern gaben nur 23 Prozent an, sie seien nicht bereit dafür. Jeder Zweite dagegen wäre "auf jeden Fall bereit" (22 Prozent) oder zumindest "unter bestimmten Umständen" (29 Prozent). Und jeder Fünfte gab an, bereits jetzt beruflich kürzer zu treten.
Unter "kürzertreten" verstehen die Befragten vor allem eine Reduzierung der Arbeitszeit. Viele wünschen sich aber auch flexiblere Arbeitszeiten und mehr Homeoffice. Der am häufigsten genannte Umstand, unter dem die Befragten weniger arbeiten würden, lautet: "wenn ich finanzielle Unabhängigkeit erreicht habe". Häufig genannte Beweggründe sind zudem die körperliche Gesundheit, mehr Zeit für Partner oder Kinder – und Zeit, um Angehörige zu pflegen.
Haupthindernis ist das liebe Geld: Sechs von zehn Befragten, die (noch) nicht im Beruf zurückstecken, sorgen sich, dass das Einkommen nicht mehr ausreicht, wenn sie weniger arbeiten. Langeweile fürchtet dagegen kaum einer: Nur zwei von zehn haben Bedenken, sie könnten sich unausgelastet fühlen. Und noch weniger Befragte haben Angst vor Statusverlust: Nur 7 Prozent sorgen sich, sie könnten an Ansehen unter Vorgesetzten und Kollegen einbüßen und nur 4 Prozent denken, dies könnte ihnen im Bekannten- und Freundeskreis passieren.

Diskrepanz zwischen Frauen und Männern
Im Vergleich gaben in der Indeed-Umfrage deutlich mehr Frauen an, bereits jetzt beruflich kürzer zu treten – und deutlich mehr Männer, dass sie dies gerne tun würden. Das deckt sich mit dem Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten Bertelsmann-Studie. Ökonomen des Münchener Ifo-Institus kamen darin zu dem Ergebnis, dass jeder zweite Mann gerne weniger arbeiten möchte, während es bei den Frauen nur vier von zehn sind.
Umgekehrt aber würden laut Bertelsmann-Studie 17 Prozent der Frauen gerne mehr arbeiten – und nur 9 Prozent der Männer. Während tendenziell also eher Männer "überbeschäftigt" sind, sind mehr Frauen "unterbeschäftigt", wie die Arbeitsmarktforscher das nennen. Insbesondere Müttern falle es schwer, ihre Arbeitszeitwünsche durchzusetzen, schreiben die Macher der Studie. Dies liege nicht an den Kindern an sich, sondern an mangelnden oder zu teuren Betreuungsmöglichkeiten.
Quellen: Indeed / Bertelsmann