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Finanzexperte erklärt Kräftig sparen bei den Zinsen: Darum sollten Paare Kredite gemeinsam beantragen

Ein Paar sitzt an einem Notebook
Paare erhalten bessere Kreditkonditionen
© IMAGO / Zoonar
Paare werden nicht nur vom Fiskus und von Versicherern, sondern auch von Kreditgebern bevorzugt. Wer gemeinsam finanziert, zahlt weniger Zinsen und erhält größere Darlehensbeträge. Dennoch: 80 Prozent aller Paare in Deutschland finanzieren allein.

Egal, ob mit oder ohne Trauschein: Wer seinen Haushalt teilt, spart Geld. Die Ausgaben – sei es für Haushaltsgeräte, Abos, Telefon, Strom oder Gas – werden auf zwei Personen verteilt, was den Einzelnen somit deutlich entlastet. Auch einige Versicherungen, wie etwa Haftpflicht, Hausrat oder Rechtsschutz, können gemeinsam abgeschlossen und die Kosten dann geteilt werden.

Deutlich besser gestellt sind Verheiratete etwa bei der Steuererklärung: Veranlagen sie gemeinsam, gilt für sie der Splittingtarif. Allerdings wirkt sich der erst dann besonders günstig aus, wenn ein Partner deutlich mehr als der andere verdient. Erhält ein Alleinverdiener ein zu versteuerndes Jahreseinkommen in Höhe von 60.000 Euro, liegt der Steuervorteil bei rund 6.000 Euro. Keine Auswirkung hat das Ehegattensplitting, wenn beide Partner gleich viel verdienen. Dann liegt die Ersparnis bei null.

Mehrheit finanziert allein

Während die meisten Paare durchaus in unterschiedlichsten Bereichen gezielt nach Sparpotenzialen suchen und diese dann weitestgehend ausschöpfen, tun sie es an einer Stelle oftmals nicht: bei Finanzierungen. Dabei kommen immer weniger Menschen bei größeren Anschaffungen um einen Kredit herum. Ob Auto, Einbauküche oder Photovoltaikanlage – sie alle werden meist auf Pump gekauft. Statistiken belegen das: Zum Ende des Jahres 2022 belief sich die Summe der an Privatpersonen vergebenen Kredite in Deutschland auf rund 1,5 Billionen Euro. Vor zwanzig Jahren war das noch anders: Hier lag die an Privatpersonen vergebene Kreditsumme bei 949,5 Milliarden Euro.

Auffällig dabei: Wie schon in den Vorjahren schloss auch in 2023 eine deutliche Mehrheit, nämlich 80 Prozent der Ehepaare in Deutschland, einen Kredit als Einzelperson ab. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von Check24. Vielleicht aus Unwissenheit? Denn wer allein finanziert, zahlt ordentlich drauf. Nicht nur, dass höhere Zinsen fällig werden. Einzel-Kreditnehmer erhalten außerdem schlechtere Konditionen. Wer zusammen finanziert, ist dagegen klar im Vorteil, weiß Stefan Eckhardt, Geschäftsführer Kredite bei Check24, und erklärt: "Banken bieten für Kredite zu zweit oft bessere Zinsen und Kreditnehmer erhalten eher die Zusage der Bank."

Deutliches Zinsersparnis für Paare

Der Experte rechnet vor: Einzelpersonen zahlen im Jahr 2023 für einen Kredit über 20.000 Euro mit 84-monatiger Laufzeit durchschnittlich einen effektiven Jahreszins von 6,44 Prozent. Für ein gemeinsam aufgenommenes Darlehen bei gleicher Kredithöhe und Laufzeit werden im Schnitt nur 5,67 Prozent fällig. Im Ergebnis sparen Paare so zwölf Prozent beim effektiven Jahreszins und verringern die Zinskosten um 586 Euro pro Jahr.

Auch bei kleineren Kreditbeträgen macht es einen deutlichen Unterschied, ob allein oder zu zweit finanziert wird. So sanken in diesem Jahr bei einem Kreditbetrag von 10.000 Euro die Zinsen um elf Prozent, die Zinskosten damit um 279 Euro. Eckhardt erklärt, woran das liegt: "Eine Bank hat mit zwei Kreditnehmern ein geringeres Ausfallrisiko, weil beide Parteien gesamtschuldnerisch haften." Dadurch seien nicht nur bessere Zinskonditionen, sondern auch höhere Kreditbeträge möglich. Zudem steige auch die Chance, dass der Kredit überhaupt bewilligt wird.

Bonität beider Kreditnehmer ist entscheidend

Noch ein Grund, warum Banken Paare bevorzugen: "Eine weitere Person erhöht die Sicherheit für Banken, dass der geliehene Betrag fristgerecht zurückgezahlt wird", sagt Eckhardt. Gleichzeitig rät er Paaren zur Vorsicht: Nicht immer sei ein zweiter Kreditnehmer von Vorteil, beispielsweise dann, wenn dieser die Kreditwürdigkeit nicht erhöht. Das kann etwa dann der Fall sein, wenn der zweite Antragsteller in einem befristeten Arbeitsverhältnis steht, er älter als 65 Jahre ist oder das monatliche Einkommen zu gering ist. Dann sei es sinnvoll, das Darlehen nicht gemeinsam aufzunehmen. "Bei der Kreditvergabe ist die Bonität der Kreditnehmer der entscheidende Faktor für die Bank", erklärt der Kreditexperte.

Auch wenn vieles sicher scheint, kommt so manches unerwartet: Arbeitslosigkeit, Erkrankung oder Trennung. Wer gemeinsam finanzieren will, sollte diese Aspekte bedenken. Eckhardt zeigt die Folgen auf: Im Falle eines Zahlungsausfalls haften beide Kreditnehmer mit dem pfändbaren Teil ihres Einkommens für die volle Höhe des Kreditbetrags. "Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Ehepaare, Verwandte oder Freunde handelt", erklärt er. Im Falle einer Trennung könne das gemeinsame Darlehen auf eine Einzelperson umgeschuldet werden. Das sei ohne Zusatzkosten möglich, wenn mit der alten Bank eine kostenlose Sondertilgung vereinbart wurde. Falls dies nicht der Fall ist, kann die Bank eine gedeckelte Vorfälligkeitsentschädigung verlangen. "Sind noch mehr als zwölf Raten des alten Kredits offen, darf die Gebühr maximal 1,0 Prozent des früher zurückgezahlten Betrags entsprechen – bei zwölf oder weniger noch offenen Raten maximal 0,5 Prozent“, sagt der Experte.

Dieser Artikel erschien zuerst an dieser Stelle im Wirtschaftsmagazin "Capital", das wie der stern zur RTL Deutschland gehört.

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