Lkw-Maut Grünes Licht für Toll Collect

Der Weg ist frei: Nach zahlreichen technischen Pannen wird die Lkw-Maut mit 16-monatiger Verspätung eingeführt. Das Bundesamt für Güterverkehr hat Toll Collect die Betriebserlaubnis für ihr System erteilt.

Das Bundesamt für Güterverkehr erteilte und übergab dem Betreiber Toll Collect am Mittwoch offiziell die "Besondere Vorläufige Betriebserlaubnis" für die satellitengestützte Erfassung der Straßennutzungsgebühr für Lastwagen. Das wurde aus Regierungskreisen bekannt. Somit kann ab 1. Januar für jeden Lkw über zwölf Tonnen zulässiges Gesamtgewicht bei Benutzung einer deutschen Autobahn durchschnittlich zwölf Cent pro Kilometer kassiert werden.

Noch zu wenig Borderfassungsgeräte

Der Betriebserlaubnis war eine rund zehnwöchige Generalprobe vorausgegangen, deren Zwischenergebnisse zur vollen Zufriedenheit der Beteiligten ausgefallen waren. Lediglich die Zahl der automatischen Borderfassungsgeräte lässt mit vermutlich 300.000 zum Mautstart noch zu wünschen übrig. Mit 500.000 war gerechnet worden. Wer keines hat, kann sich entweder via Internet oder über ein stationäres Erfassungsgerät an Grenzübergängen und Raststätten einbuchen. Zusätzlich haben sich Dienstleister etabliert, die auf Telefonanrufe hin die Einbuchung für die Spediteure vornehmen.

Die Bundesregierung erhofft sich durch die Maut im ersten Jahr rund drei Milliarden Euro Einnahmen. Sie sollen teilweise in Verkehrsinvestitionen fließen. Die Genehmigung der EU vorausgesetzt, sollen Lkw-Fahrer, die in Deutschland tanken und somit Mineralölsteuer zahlen, gegen Vorlage der Quittungen rund 600 Millionen Euro jährlich von den Mauteinnahmen zurückerhalten.

Chaotische Autobahn-Verhältnisse werden befürchtet

Das erste Hinweisschild wurde am Dienstag an der deutsch-luxemburgischen Autobahn 8 bei Perl im Saarland aufgestellt. Das mehrsprachige Schild in der Größe einer riesigen Reklametafel trägt auf Deutsch, Englisch und Französisch die Aufschrift "Maut auf Autobahnen" mit großem "D" für Deutschland und einem Lkw-Symbol ab zwölf Tonnen. Nach Angaben des Mautbetreibers Toll Collect sollen bis zum Jahreswechsel 25 Schilder dieser Art an den Grenzübergängen von deutschen Autobahnen aufgestellt werden.

Auch wenn sich Bundesregierung und Toll Collect zuversichtlich geben: Befürchtungen über chaotische Autobahn-Verhältnisse vor allem an früheren Grenzstellen konnten noch nicht vom Tisch gewischt werden. So befürchtet der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), dass "durch zehn Kilometer lange Schlangen verunsicherte" ausländische Lkw-Fahrer, die in Deutschland einreisen, im Zweifel durchfahren. "Sie werden dann nicht auf die Einbuchung in die Mautterminals warten", sagte BGL-Hauptgeschäftsführer, Karlheinz Schmidt.

Ursprünglich sollte die Maut bereits 2003 eingeführt werden. Wegen zahlreicher technischer Pannen beim Maut-Betreiber Toll Collect verschob sich der Start mehrmals. Hinter Toll Collect stehen im Wesentlichen DaimlerChrysler und die Deutsche Telekom.

AP
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