Der Zusammenschluss von Air France und KLM zum größten europäischen Luftfahrtkonzern ist perfekt. Damit verliert der französische Staat die Mehrheit an Air France. Das Aktientauschangebot sei erfolgreich gewesen, teilten beide Fluggesellschaften am Dienstagmorgen in Paris mit. 89,22 Prozent der KLM-Aktionäre hätten ihre Anteile gegen Air France-Aktien getauscht. Für die übrigen werde das Tauschangebot bis zum 21. Mai verlängert.
Tauschangebot bis 21.Mai verlängert
Mit der auf 800 Millionen Euro taxierten Übernahme von KLM wird die Air France-Gruppe zum umsatzstärksten Luftfahrtkonzern der Welt und überflügelt die Deutsche Lufthansa auch im wichtigen Frachtbereich. Die Gruppe betreibt rund 500 Flugzeuge und setzt mehr als 19 Milliarden Euro um. Air France kam zuletzt (2002/03) bei 12,7 Milliarden Euro Umsatz auf 120 Millionen Euro Überschuss; KLM wies 6,5 Milliarden Euro Umsatz aus und erreichte nach hohen Verlusten im Ende März beendeten Geschäftsjahr 2003/04 wieder die Gewinnzone. Beide Fluggesellschaften sollen ihren Namen unter einer gemeinsamen Holding behalten. Die Börse begrüßte den Erfolg der Übernahme mit einem Anstieg der Air-France-Aktie um 1,3 Prozent auf 14,84 Euro.
Für September ist die Aufnahme der KLM in das Luftfahrtbündnis SkyTeam um Air France, Delta Air Lines und Alitalia geplant, zu dem sich anschließend die US-Gesellschaften Northwest und Continental gesellen sollen. Damit würde SkyTeam das Bündnis Star Alliance um die Lufthansa, United Airlines und Singapore Airlines in den Kernmärkten Nordamerika, Nordatlantik und Europa überholen. Weltweit bliebe die Star Alliance mit 26 Prozent Marktanteil vor SkyTeam mit 21 Prozent.
Konzern "privatisiert"
Air France gibt für den Aktientausch knapp 46 Millionen Aktien und 42 Millionen Bezugsrechte aus, die von diesem Mittwoch an den Börsen gehandelt werden können. "Nach der Schaffung der neuen Aktien ist die Gesellschaft Air France privatisiert", erklärten beide Unternehmen. Der Staatsanteil sinke automatisch von 54,4 Prozent auf 44,7 Prozent. 17,3 Prozent liegen bei den alten KLM-Aktionären, 10,5 Prozent beim Personal. Der Rest ist breit gestreut. Allerdings bleibt der neue Konzern faktisch weitgehend unter Staatskontrolle und der niederländische Staat behält für weitere drei Jahre 14,7 Prozent der Stimmrechte bei KLM mit der Option, im Krisenfalle aufzustocken.
Konzernchef Jean-Cyril Spinetta schlug vor, dass Paris noch in diesem Jahr einen weiteren Teils seiner Kapitalbeteiligung auf den Markt bringt. Die Regierung will ihren Anteil unter 20 Prozent drücken, hat aber keine Frist genannt. Auch eine für später geplante Übernahme von Alitalia würde den Staatsanteil drücken. Der italienische Verkehrsminister Pietro Lunardi sagte allerdings dem Wirtschaftsblatt "Les Echos", zuvor müsse Alitalia "über den Abbau der Stellenzahl ihre Produktivität erhöhen" und "auf seinem eigenen Markt teilprivatisiert" werden. Alitalia will 3.200 der 21.000 Stellen streichen, was auf heftigen Widerstand der Gewerkschaften stößt. Alitalia schrieb 2003 bei 4,32 Milliarden Euro Umsatz 510 Millionen Euro Verlust vor Steuern und Sonderposten.