"Retweete für hungernde Kinder" Wie Kellogg's einen Shitstorm provozierte

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht, das bekam Müslikönig Kellogg's am eigenen Leib zu spüren: Weil das Unternehmen mit hungernden Kindern für die eigene Marke warb, wird es nun heftig beschimpft.

Jedes siebte Kind in Großbritannien geht Untersuchungen zufolge morgens ohne eine richtige Mahlzeit in die Schule. Um das zu ändern, rief der Frühstücksflocken-Riese Kellogg's die Social-Media-Kampagne "Give a Child a Breakfast" ins Leben. Wer auf der Aktionswebseite Beiträge teilt oder ansieht, erhöht automatisch die Menge an kostenlos bereitgestellten Cornflakes. Eigentlich eine tolle Idee, um Kindern in Not zu helfen.

Bislang sind 1,8 Millionen Frühstücksschalen zusammengekommen, die Zielmarke von zwei Millionen ist fast erreicht. Um die restlichen 200.000 Likes, Google +1 und Shares einzusammeln, gab das Social-Media-Team des Lebensmittelherstellers auf dem Endspurt noch einmal alles - und setzte sich dabei richtig in die Nesseln. Auf Twitter posaunte das Unternehmen in die Welt: "Ein Retweet = ein Frühstück für gefährdete Kinder". Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten.

Die Entschuldigung machte es nur noch schlimmer

"Dumm" und "zynisch" sei der Tweet, schreiben viele User. Die Kampagne sei nichts weiter als billige Werbung auf Kosten hungernder Kinder. Der Nutzer David Ingram schrieb: "Verbreite unsere Marke oder die Kinder bleiben hungrig. Wirklich erstklassig, Kellogg's." Der Twitterer @cludont schrieb in Anlehnung an die berühmten Kellogg's-Maskottchen: "Knack, Knister und Knall. Das sind die Geräusche der Knochen der Social-Media-Manager, die von ihrem Chef heute Morgen zusammengefaltet wurden."

Kellogg's löschte den Beitrag kurz darauf und postete stattdessen eine Entschuldigung - doch auch dieses Manöver ging nach hinten los: "Wir wollen uns für den vorigen Tweet entschuldigen, es war eine falsche Wortwahl. Er ist gelöscht. Wir spenden Frühstücksflocken an Schulen in gefährdeten Gegenden." Der User The_No_Show entgegnete: "Das war keine 'falsche Wortwahl', ihr habt genau das geschrieben, was ihr meintet. Es war einfach nur eine miese Idee."

Ein anderer User spitzte die Situation zu und postete eine Szene aus Charles Dickens' Oliver Twist. "Ich bitte noch um etwas Suppe, Sir", sagt der Junge darin demütig. Doch der wohlgenährte Speisemeister entgegnet: "Entschuldigung mein Junge, aber du hast keine Retweets" - und der Teller bleibt leer.

An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.

Der Autor Christoph Fröhlich auf Google+