Kritik übte Issing, der bis 2006 im Direktorium der EZB saß, an den jüngsten Tarifabschlüssen in Deutschland: "Die Arbeitnehmer in Deutschland hätten viel stärker durch Einmalzahlungen an den hohen Gewinnen der Unternehmen beteiligt werden sollen", sagte der ehemalige Chefvolkswirt der EZB. Den Abschluss bei der Lufthansa bezeichnete er als "in jedem Fall nicht gut für die Konjunktur, weil er sich an den Gewinnen der Vergangenheit orientiert". Dauerhafte Lohnerhöhungen müssten erst einmal verdient werden. "Und da kann man nicht allzu optimistisch sein, dass dies auch gelingt".
Issing rechnet damit, dass der Höhepunkt der Inflation bereits erreicht ist. "Wenn die Lohnentwicklung unter Kontrolle bleibt, wird auch die Inflation langsam aber sicher zurückgehen", sagte er stern.de.
Ein Konjunkturprogramm zur Stimulierung der Wirtschaft lehnt Issing ab: "Von solchen Maßnahmen habe ich grundsätzlich noch nie etwas gehalten", sagte er. Solche Programme kämen "so gut wie immer zu spät und belasten lediglich den Haushalt". Die Politik sollte sich darauf konzentrieren, "die Voraussetzungen für Wachstum und Beschäftigung dauerhaft zu verbessern". Das gesamte Interview lesen Sie unter: http://www.stern.de/issing Rückfragen: stern.de-Redakteur Marcus Gatzke 040/3703-3877