Der Flugzeughersteller Airbus will Lieferanten und Kunden in großem Stil zur Kostensenkung heranziehen. Die Produktion von Komponenten verlagert Airbus massiv in Niedriglohnländer. Eine Maßnahme wird die Schaffung einer internen Bank sein, die europaweit einheitliche Zahlungsbedingungen in allen Einheiten und gegenüber allen Lieferanten festlegen soll. Diesen Schritt kündigt die Airbus-Muttergesellschaft EADS in ihrer Mitarbeiterzeitung an.
Bislang hat Airbus in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Zahlungsvereinbarungen, selbst für die gleichen Zulieferer. Eine Banklizenz sei nicht geplant. Vielmehr sollen die Zahlungsströme besser koordiniert werden, sagte ein Airbus-Sprecher. Um die Liquidität zu steigern, soll auch ein neues System für die Vorauszahlungen der Kunden bei Flugzeugauslieferungen eingeführt werden. Zudem plant der Konzern eine drastische Reduzierung der Zahl seiner Lieferanten.
Viele Jobs fallen weg
Die Maßnahmen sind Bausteine eines Acht-Punkte-Programms, mit dem Airbus den Gewinnausfall von 4,8 Mrd. Euro bis 2010 abfedern will, der aus der verzögerten Auslieferung des Riesen-Airbus A380 sowie der Dollar-Schwäche resultiert. Zudem fehlen Airbus durch die Lieferprobleme 6,3 Mrd. Euro an Liquidität. Durch das "Power-8" getaufte Programm sollen die Kosten um zwei Mrd. Euro sinken. Angekündigt wurde auch ein großer Stellenabbau unter den gut 55.000 Airbus-Beschäftigten. Die Details werden derzeit ausgearbeitet.
Das Sparprogramm kann Airbus in Zeiten eines Konjunkturhochs umsetzen. Nach Einschätzung der EADS-Führung könnten im Falle einer Branchenabschwächung weitere Einschnitte notwendig werden.
Die allgemeinen Beschaffungskosten sollten bis 2010 um 350 Mio. Euro gesenkt werden, heißt es in der Mitarbeiterzeitung, die Verwaltungskosten im gleichen Zuge um 900 Mio. Euro fallen. Geplant ist auch ein drastischer Umbruch in der Logistik: Ein Großteil der gut 80 Warenlager mit insgesamt 200.000 Quadratmetern Fläche sind bislang im Besitz von Airbus. Die sollen künftig auf lediglich vier bis acht Logistikzentren mit 100.000 Quadratmetern Fläche reduziert und von Zulieferern betrieben werden.
Der Anteil der in Niedriglohnländern beschafften Komponenten soll um 50 Prozent steigen, der Lieferantenstamm von derzeit 3000 auf 500 schrumpfen. Das wäre eine Reduzierung um gut 80 Prozent. "Wir sparen überall, vom Bleistift bis zu den Reisekosten", sagt ein hochrangiger EADS-Manager. "Manche Etats wurden um 30 Prozent gekürzt." Analysten der HypoVereinsbank rechnen damit, dass EADS zur Liquiditätsbeschaffung seine Zentralen in München und Paris verkaufen und zurückmieten könnte.
Zulieferbranche ist besorgt
Die Sparpläne von Airbus alarmieren die mittelständisch geprägte Zulieferbranche. Der Verband BDLI befürchtet, dass die A380-Probleme dazu führen, "dass eine erhebliche Anzahl von Zulieferern künftig nicht mehr zur Verfügung stehen wird". Zudem könnten "Wertschöpfungsprozesse aus Deutschland an das Ausland verloren gehen", heißt es in einem Brief an die Verbandsmitglieder. Der BDLI sieht die Gefahr "volkswirtschaftlich bedeutender negativer Auswirkungen". Es gebe erste Signale vom Bundeswirtschaftsministerium, der Zulieferbranche im Einzelfall konkrete Hilfe zu leisten.
Am Freitag hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin von den beiden EADS-Vorsitzenden Thomas Enders und Louis Gallois über die Airbus-Krise informieren lassen. Das Treffen endete erwartungsgemäß ohne eine konkrete Ankündigung. Merkel sagte ihre Unterstützung bei der Lösung der aktuellen Probleme zu. Die Gespräche des Kanzleramtes auf der Suche nach einer privatwirtschaftlichen Lösung für deutsche EADS-Investoren seien "auf gutem Wege", hieß es. Merkel mahnte an, dass die Einschnitte bei den Airbus-Anpassungen fair verteilt werden müssten.