Nach der Lockerung des Flugverbots infolge des Vulkanausbruchs auf Island ist wieder jedes zweite Flugzeug in der Luft. Die Flugsicherungsbehörde Eurocontrol teilte in Brüssel mit, dass am Dienstag rund 14.000 der normalerweise 27.500 Flüge planmäßig abgewickelt werden könnten.
Die Deutsche Flugsicherung verlängerte ihr Verbot zunächst bis Dienstag 20.00 Uhr, Sichtflüge sind aber weiterhin möglich. Nach fünftägigem Stillstand waren am Dienstag 75 Prozent des Luftraums über dem europäischen Festland wieder offen. Ausgenommen bleibt Großbritannien, wo das Flugverbot auch am Dienstag in Kraft bleiben sollte. In Deutschland waren für Dienstag 700 bis 800 Sichtflüge angemeldet, wie der Sprecher der Flugsicherung, Klaus Raab, in N24 erklärte. Dies entspreche etwa sieben Prozent des normalen Verkehrsaufkommens.
Eurocontrol aktualisierte unterdessen seine Bilanz der Flugausfälle nach dem Vulkanausbruch auf Island. Seit Donnerstag vergangener Woche fielen demnach mehr als 95.000 Flüge aus. Die meisten Belastungen gab es am Samstag und Sonntag, als der Luftverkehr zu mehr als 75 Prozent stillgelegt war.
In Paris hob auf dem Airport Charles de Gaulle am Dienstag die erste Maschine seit fünf Tagen ab, und zwar Richtung New York. Es werde aber noch Tage dauern, bis sich der Luftverkehr völlig normalisiert habe, teilten die Behörden mit. Auch andere Länder öffneten ihren Luftraum. Erhebliche Einschränkungen bestanden aber weiter in Großbritannien.
Eurocontrol gab auch Entwarnung für den Fall eines neuen Vulkanausbruches auf Island. Die Wetterbedingungen seien nicht so schlecht wie in der Vorwoche, so dass sich eine neue Aschewolke nicht wieder für Tage über den europäischen Kontinent legen würde.
In Berlin will Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer am (morgigen) Mittwoch eine Regierungsklärung zur Situation im Flugverkehr abgeben. Die Gewerkschaft Cockpit kritisierte Ramsauer: Sie sieht die Risiken der neuen Sichtflug-Regelungen auf die Piloten abgewälzt. Kurz vor dem ersten Messflug am Montagnachmittag habe man "schnell die Lufträume durch juristische Winkelzüge geöffnet, um dann loszufliegen", erklärte Sprecher Jörg Handwerg am Dienstag im Sender n-tv. Die Vorgehensweise sei aus Sicht der Piloten inakzeptabel, "zumal die Verantwortung jetzt voll auf die Piloten abgeschoben wird".
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) bestätigte die Existenz der Vulkanaschewolke über Deutschland. Bei ihrem Testflug am Montag über dem ganzen Bundesgebiet hätten die DLR-Experten deutliche Braunfärbungen der Luft gesehen. "Es gibt die Wolke wirklich", sagte DLR-Sprecher Andreas Schütz im ZDF. Erste Ergebnisse sollen im Laufe des Tages veröffentlicht werden. Bei zwei langen Testflügen stellte der Flugzeugbauer Airbus nach eigenen Angaben keine Einflüsse der Vulkanasche auf Maschinen und Flugsysteme fest.
Fluggesellschaften und Touristikkonzerne, die wegen des Flugverbots Einbußen erleiden, müssen sich nach den Worten von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle vorerst selbst helfen. "Zunächst mal ist es Aufgabe der Unternehmen, damit fertig zu werden", sagte der FDP-Politiker im SWR. Bei einem Krisentreffen am Montag seien keine Staatshilfen versprochen worden. Die "Welt" berichtete am Dienstag, die führenden deutschen Fluggesellschaften und Reisekonzerne hätten bereits inoffiziell um staatliche Hilfe angefragt.
Um die Normalisierung des Luftverkehrs zu unterstützen, wird das Nachtflugverbot auf dem Hamburger Flughafen wegen der Aschewolke befristet aufgehoben.