Deutschlands Discounter liefern sich in den USA einen harten Kampf. Es geht um die Expansion in Nordamerika - und die hat längst großen Einfluss auf den Gesamtumsatz. Nun geht es aber über den normalen Konkurrenzkampf hinaus: Wie die "Wirtschaftswoche" berichtet, hat Aldi den Wettbewerber Lidl verklagt. Es geht um eine übergelaufene Aldi-Managerin, die bei Lidl angeheuert hat. Und den Vorwurf, dass sie angeblich vertrauliche Geschäftsgeheimnisse weitergegeben hat.
Die Mitarbeiterin war langjährige Immobilienmanagerin bei Aldi in den USA gewesen. Sie hatte Zugang zu vertraulichen Informationen. 2007 war sie als Bezirksleiterin bei dem Discounter eingestiegen, als sie im vergangenen Jahr das Unternehmen verließ, war sie leitende Immobilienmanagerin für North Carolina und Virginia. In dieser Position habe sie "aggressive Wachstumsstrategien" für Aldi in den USA mitentwickelt, zitiert die "Wirtschaftswoche" aus der Klageschrift Aldis.
Aldi verklagt Lidl
Aus unbekannten Gründen wurde die Managerin im März 2018 entlassen. Es gab eine Abfindungsvereinbarung, die auch eine Wettbewerbssperre enthielt. Dies ist nicht unüblich für Geheimnisträger. Neun Monate sei sie für den Arbeitsmarkt gesperrt gewesen und habe einer vollständigen Verschwiegenheit zugestimmt. Das ließ sie Aldi einiges kosten: Sie erhielt während dieser Zeit ihr Gehalt weiter (mehr als 170.000 Euro) und durfte den Dienstwagen und das Smartphone des Arbeitgebers weiter nutzen.
Doch schon im Oktober 2018 soll die Ex-Managerin beim direkten Konkurrenten Lidl gearbeitet haben. Die Frau soll für Lidl an einer neuen Immobilienstrategie gearbeitet haben. Laut der Anklageschrift soll sie dafür auch Informationen des ehemaligen Arbeitgebers genutzt haben. Doch offiziell hat die Frau kein Anstellungsverhältnis bei Lidl, dies sollte sie laut der "Wirtschaftswoche" Mitte März 2019 antreten.
Darüber hinaus wird der Frau vorgeworfen, sie habe eine weitere Aldi-Angestellte abgeworben und zum Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen angestiftet. Die beiden Ex-Mitarbeiterinnen sind deshalb und wegen angeblichen Vertragsbruchs ebenfalls Beklagte in dem Verfahren.
Durch einen Hinweis eines entlassenen Lidl-Mitarbeiters aus dem Immobilienbereich wurde Aldi auf den möglichen Vertragsbruch aufmerksam. Denn ihm habe die Frau eine Karte mit Aldis Immobilienstrategie gezeigt. Eine enorme Indiskretion, die er seinem Arbeitgeber - Lidl - mitteilte - und daraufhin entlassen wurde, so die "Wirtschaftswoche". Daraufhin habe sich der Mann beim Aldi-Kundenservice gemeldet und das Geschehene berichtet.
Das zuständige Bezirksgericht in North Carolina gab bereits einer einstweiligen Verfügung von Aldi gegen zwei Ex-Mitarbeiterinnen statt. Lidl wollte sich zum "laufenden Rechtsverfahren" bislang auf Nachfrage der "Wirtschaftswoche" und der "DPA" nicht äußern.
Discounter in den USA
Der US-Markt ist für die beiden deutschen Discounter lukrativ. Dort ist mit größeren Wachstum zu rechnen als auf dem Heimatmarkt, der weitestgehend gesättigt ist. Lidl ist erst 2017 auf dem US-Markt gestartet und hat große Expansionspläne, die allerdings nicht so aufgehen, wie erhofft. Aldi Süd hingegen ist seit 1967 in den USA vertreten, die Kette betreibt dort schon mehr als 1800 Filialen in 35 Bundesstaaten. Anders als in Deutschland gibt es in den USA nicht so viel Discounter-Konkurrenz. Dort mussten sich Kunden bislang zwischen Qualität oder günstigen Preisen entscheiden - mit der Expansion der deutschen Discounter wird nun auch jenseits des Atlantiks der Handel verändert. Zum Start von Lidl in den USA schrieb das Wirtschaftsmagazin "Forbes": "Der große Erfolg von Aldi und Lidl in Großbritannien ist eine Warnung an die Industrie. Es ist an der Zeit, dass die amerikanischen Lebensmittelhändler auf diese Bedrohung aufmerksam werden."
