Die Arbeitgeber sowie führende Wirtschaftsforscher erwarten im Gegensatz zu Arbeitsminister Wolfgang Clement (SPD) für 2003 eine deutliche Zunahme der Arbeitslosigkeit. Arbeitsgeberpräsident Dieter Hundt sagte einen Anstieg auf durchschnittlich über 4,1 Millionen Erwerbslose voraus. Die Konjunkturchefs des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin, des Instituts für Weltwirtschaft Kiel sowie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle rechnen sogar mit mindestens 4,2 Millionen im Jahresdurchschnitt.
Clement erwartet eine Trendwende am Arbeitsmarkt und einen Rückgang der Arbeitslosenzahl auf unter vier Millionen. Hundt sagte dagegen in der «Neuen Osnabrücker Zeitung» , nur mit der Umsetzung der Hartz-Gesetze sei dieses Ziel nicht zu erreichen. Dazu sei eine grundlegende Revision der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik notwendig.
Prognosen unrealistisch
DIW-Konjunkturexperte Gustav-Adolf Horn sagte der «Berliner Zeitung», die Prognose von Clement sei völlig unrealistisch. «Dafür müsste es einen kräftigen Konjunkturaufschwung geben, und der ist beim besten Willen nicht in Sicht», sagte Horn. Im Februar wird die Arbeitslosenzahl den Prognosen der Institute zufolge auf 4,5 Millionen steigen. Für den vergangenen Dezember wird eine Arbeitslosenzahl von rund 4,2 Millionen erwartet.
Die Bundesanstalt für Arbeit will im Jahresdurchschnitt 2003 bis zu 50 000 Arbeitslose in Personal-Service-Agenturen (PSA) beschäftigen. Bis Mitte des Jahres solle in jedem Arbeitsamt mindestens eine PSA eingerichtet sein, teilte die Behörde in Nürnberg am Samstag mit. Die PSA sind das Herzstück der Hartz-Vorschläge zur Reform des Arbeitsmarktes. Sie stellen Arbeitslose ein und verleihen sie an andere Arbeitgeber. Ziel ist die dauerhafte Übernahme bei einem Entleiher.
Zur Einrichtung der PSA schließen die Arbeitsämter Verträge mit zugelassenen Verleihern ab. Die Vergabeverfahren begännen im Januar, teilte die Bundesanstalt mit. Das Honorar bestehe aus einer Fallpauschale, die neun Monate nach Einstellung des Arbeitslosen auslaufe. Hinzu komme eine Vermittlungsprämie. Für beide Komponenten gelte: Je kürzer die PSA-Beschäftigungsdauer, desto höher das Honorar.
Jede PSA soll nach Informationen des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» 30 bis 50 Jobsuchende einstellen. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins «Focus» sind die Kosten für die PSA noch unklar. Insgesamt stehe den Arbeitsämtern in diesem Jahr weniger Geld für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und andere Förderprogramme zur Verfügung.