Automobilkonzerne Zulieferer gesteht Schmiergeldzahlungen

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen den Chef des französischen Autoteileherstellers Faurecia, Pierre Lévi, wegen Schmiergeldzahlungen. Die Empfänger von Geld und weiteren Sachleistungen: Einkäufer von Volkswagen, Audi und BMW.

Der Chef des französischen Autozulieferers Faurecia, Pierre Lévi, hat nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft seit 2001 von Schmiergeldzahlungen an mehrere Autokonzerne gewusst. Er gilt in den Ermittlungen als Beschuldigter und habe gegenüber der Staatsanwaltschaft auch ein Geständnis abgelegt, bestätigte die leitende Ermittlerin Sibylle Gottwald in Frankfurt.

Wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Freitag mitteilte, sind neben dem französischen Unternehmen weitere neun Firmen aus Deutschland und anderen Ländern betroffen. Alle Ermittlungen gegen Faurecia würden künftig von der Frankfurter Korruptionsabteilung bearbeitet. Nur die Ermittlungen gegen einen Einkaufsmitarbeiter des Autoherstellers BMW würden weiterhin in München bearbeitet, sagte die Frankfurter Staatsanwältin Sybille Gottwald.

Bei den Autokonzernen, an die Zahlungen geflossen seien, handelt es sich nach Gottwalds Angaben um VW, Audi und BMW. Ob zusätzliche Unternehmen in Mitleidenschaft gezogen seien, ließ die Staatsanwältin offen.

Bargeldsummen in sechsstelliger Höhe

Die beschuldigten Mitarbeiter der Zulieferer sollen Bargeld in Höhe sechsstelliger Summen pro Jahr an Einkäufer der Autokonzerne gezahlt haben um Aufträge zu ergattern. Außerdem seien Möbel, Urlaubsreisen und Jobs zum Beispiel für eine Freundin eines Beschuldigten zur Verfügung gestellt worden. Prostitution sei nicht im Spiel gewesen, meinte Gottwald. Im Fall Faurecia sei das Schmiergeldsystem in Deutschland 2001 bei der Übernahme einer Firma von dieser übernommen worden. Seither wusste auch Lévi von den Zahlungen.

Die Justizbehörden betrachten die bisher bekannten Fälle nicht isoliert. "Es liegt der Verdacht nahe, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt, sondern dass ähnlich, wie in der Baubranche, auch in der Autoindustrie Schmiergeldzahlungen an der Tagesordnung sind und stillschweigend geduldet werden", betonte Gottwald am Freitag.

DPA · Reuters
Reuters/DPA