Es war ein zähes Ringen, aber nun sieht für den weltgrößten Chemiekonzern BASF alles nach einem Happy End aus. Der US-Spezialchemiekonzern und Katalysatorenhersteller Engelhard will sich nach langen gegenteiligen Beteuerungen nun doch von BASF schlucken lassen. Für den Weltkonzern mit Sitz im pfälzischen Ludwigshafen bedeutet der Coup den vorläufigen Höhepunkt einer regelrechten Einkaufstour in den vergangenen Monaten. Die rund 5,1 Milliarden Dollar (3,9 Mrd Euro) schwere Übernahme dürfte das zuletzt rasante Wachstum des Konzerns weiter beschleunigen und die internationale Ausrichtung vorantreiben.
Leicht hatte es Engelhard dem werbenden Partner in den vergangenen fünf Monaten nicht gemacht. BASF legte Anfang Januar ein Angebot vor, das Vorstandschef Jürgen Hambrecht selbst als "hervorragend" bezeichnete. Zu einem anderen Ergebnis kam das Engelhard-Management: "Unzureichend" sei die Offerte aus Deutschland. Den Amerikanern gelang es, mit ihrem anfänglichen "No" den Preis für die Übernahme noch in die Höhe zu treiben.
Annahme des Angebots sehr wahrscheinlich
Der standhafte Schwabe Hambrecht ließ auch beim wiederholten Abblitzen in den USA nicht locker. Er stockte schließlich noch einmal auf. Als er zugleich unmissverständlich zu verstehen gab, dass nicht mehr zu holen sei, kam auch bald das "Yes" aus den USA. Dass die Engelhard-Aktionäre der Empfehlung des Unternehmens folgen und die Offerte von BASF annehmen werden, gilt als sehr wahrscheinlich.
Auch wenn die Übernahme letztlich teuerer wird als zunächst geplant, darf sich am Ende des Verhandlungspokers auch BASF als Gewinner fühlen. Mit der Eingliederung des US-Unternehmens wird der Ludwigshafener Konzern im Wachstumsmarkt Katalysatoren weltweit ein führender Anbieter, mit einer "weltweit einzigartigen Technologieplattform", wie Hambrecht betont.
"Erfolg versprechende Perspektive"
Auch biete sich mit dem Coup im zeitweise kriselnden Nordamerika-Geschäft eine weitere Erfolg versprechende Perspektive, erklärten Branchenkenner. Dort war BASF zuletzt heftig auf die Kostenbremse getreten. Stolz konnte Hambrecht nun vor kurzem bei der Hauptversammlung verkünden, es sei in Nordamerika schneller als geplant gelungen, 250 Millionen Dollar einzusparen und gab gleich ein neues Ziel aus: Bis Mitte 2007 sollen die jährlichen Kosten in Nordamerika noch einmal um 150 Millionen Dollar gedrückt werden.
Nun sprudeln die Gewinne wieder in Nordamerika und überhaupt hat BASF zwei fette Jahre hinter sich, die den Spielraum für Übernahmen deutlich erhöhten. Zuletzt hat der Konzern dann auch fleißig eingekauft und sich unter anderem für einen Milliardenbetrag das Bauchemie-Geschäft der Degussa gesichert. Hambrecht, der seit drei Jahren an der Spitze des BASF-Konzerns steht, ist nicht müßig, sein Ziel immer wieder zu benennen: Er will BASF möglichst widerstandsfähig gegen künftige konjunkturelle Schwankungen machen: "Stärken stärken, Schwächen überwinden", gibt er als Motto aus.