Der Aufsichtsrat des größten deutschen Bankhauses hat sich am Mittwoch für eine zweite Amtszeit von Vorstandschef Josef Ackermann entschieden. Der neue alte Chef der Deutschen Bank bleibt bis 2010 in Frankfurt am Main. Auch der Vertrag von Vorstandsmitglied Tessen von Heydebreck wurde bis 2007 verlängert. Außerdem wurde Ackermann mit sofortiger Wirkung zum Vorsitzenden des Vorstands berufen, zuvor lautete sein Titel Vorstandssprecher.
Kein Nachfolger in Sicht
"Die Deutsche Bank folgt damit nationalen und internationalen Gepflogenheiten bei der Bestellung des Vorstands", hieß es. Zwar hatte die Entscheidung des Bundesgerichtshofs, die Freisprüche im Mannesmann-Prozess aufzuheben, für Rücktrittsforderungen gesorgt. Damals hatte Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Rolf Breuer bereits öffentlich über einen Nachfolger Ackermanns nachgedacht. Doch ernsthaft gefährdet schien Ackermanns Position nicht.
Ein Nachfolger sei nicht in Sicht, hatten selbst Aktionärsschützer eingeräumt. Zumal Ackermann, der 2002 das Ruder bei der Deutschen Bank übernahm, am Donnerstag glänzende Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vorlegen dürfte. Der 57jährige Top-Manager selbst hatte mehrfach bekräftigt, dass er sein Amt weiter ausüben wolle. "Ich werde von vielen Seiten ermuntert, durchzuhalten und weiterzumachen. Genau das habe ich vor", hatte Ackermann unlängst in einem Interview erklärt. Möglicherweise kommt es ohnehin nicht zu einer Neuauflage des Mannesmann-Prozesses.
Vielleicht findet Prozess gar nicht statt
Immer wieder machen Spekulation über eine außergerichtliche Einigung die Runde. Erst am Wochenende hatte der "Spiegel" berichtet, Ackermann sei an einer Verfahrenseinstellung gegen Zahlung einer Geldbuße nach Paragraf 153 der Strafprozessordnung interessiert. "Früher kam das für mich überhaupt nicht in Frage. Heute denke ich anders darüber", sagte Ackermann angeblich am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos.
Auch wenn der Mannesmann-Prozess, ein massiver Stellenabbau sowie die in der deutschen Nachkriegsgeschichte erste Schließung eines Immobilienfonds durch die Deutsche Bank-Tochter DB Real Estate an dem Image des Branchenprimus kratzen, wirtschaftlich steht das Geldhaus unter Führung des Schweizers glänzend da. Sein ehrgeiziges Ziel von einer Eigenkapitalrendite vor Steuern von 25 Prozent dürfte Ackermann erreicht haben.
Glänzende Zahlen für 2005
Bereits bei der Veröffentlichung der Zwischenbilanz zum dritten Quartal 2005 konnte Deutschlands größtes Geldinstitut im Oktober vergangenen Jahres einen Rekordquartalsgewinn vermelden: Allein in der Periode vom Juli bis September 2005 machte die Bank einen Gewinn von knapp 2 Milliarden Euro. Nie zuvor hat das Haus in einem dritten Quartal so viel verdient. Damit lag der deutsche Branchenprimus klar über seinem für das Gesamtjahr angestrebten Renditeziel von 25 Prozent: Die Eigenkapitalrendite vor Steuern betrug 29 Prozent im dritten Quartal und 28 Prozent in den ersten neun Monaten. Ackermann hatte im Oktober erklärt: "Nach drei hervorragenden Quartalen sind wir optimistisch, einen erfolgreichen Abschluss für das Gesamtjahr 2005 vorzulegen und diese positive Entwicklung im Jahr 2006 fortzuführen."