Deutsche Industrie Aufträge brechen im Rekordtempo weg

Die Finanzkrise ist endgültig bei der Realwirtschaft angekommen. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums gehen die Aufträge bei der deutschen Industrie in Rekordgeschwindigkeit zurück. Im September fielen die Bestellungen so stark wie noch nie seit Einführung der Statistik.

Der deutschen Industrie brechen wegen der Finanzkrise in Rekordgeschwindigkeit die Aufträge weg. Im September fielen die Bestellungen preis- und saisonbereinigt um acht Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Wirtschaftsministerium am Donnerstag mitteilte. "Das ist der größte Rückgang seit Einführung der Statistik 1991", sagte eine Ministeriumssprecherin. Er fiel vier Mal so stark aus wie von Analysten erwartet. Damit setzte sich der im Dezember 2007 begonnene Abwärtstrend fort. Er wurde nur im August von einem Auftragsplus von 3,5 Prozent unterbrochen.

Besonders aus dem Ausland blieben die Aufträge aus, weil die Finanzkrise wichtige Handelspartner wie die USA und Großbritannien in einen kräftigen Abschwung gezogen hat. Die Hersteller von Maschinen, Fahrzeugen und andere Investitionsgütern meldeten deshalb zweistellige Auftragseinbußen. Die Wirtschaft erwartet keine schnelle Besserung. "2009 droht uns eine konjunkturelle Durststrecke", sagte der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier.

Analysten werteten die Auftragslage als Signal dafür, dass die Finanzkrise in der Realwirtschaft angekommen ist. "Deutschland steckt knietief in der Rezession", sagte Andreas Speer von der BayernLB. Auch DekaBank-Experte Andreas Scheuerle betonte: "Die Rezession ist da."

Das Ministerium bezeichnete die Aussichten für die Industrieproduktion in den kommenden Monaten als "stark eingetrübt". Es wies aber darauf hin, dass der Rückgang auch deshalb so stark ausfiel, weil das Auftragsvolumen im August "durch Großaufträge und Ferientageeffekte überhöht war". Im stabileren Zwei-Monats-Vergleich August/September zu Juni/Juli sanken die Aufträge nur um 1,4 Prozent.

Die Bestellungen nahmen im September sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland ab. Das Deutschland-Geschäft schrumpfte um 4,3 Prozent. Die Aufträge aus dem Ausland gingen um 11,4 Prozent zurück. Während die Nachfrage aus den Euro-Ländern um 8,5 Prozent nachgab, brach sie im Rest der Welt um 13,3 Prozent ein. Alle Industriebranchen meldeten ein Minus. Den stärksten Rückgang verzeichneten die Produzenten Investitionsgütern mit elf Prozent. Bei den Herstellern von Konsumgütern sank das Ordervolumen um 1,5 Prozent, bei den Produzenten von Vorleistungsgütern um 5,4 Prozent.

Reuters
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