Die Ehe ist out. "Bis das der Tod uns scheidet" wirkt in schnelllebigen Zeiten fürchterlich antiquiert. Und längst überholt. Das zeigt auch die Statistik: Seit Jahrzehnten schrumpft die Zahl der Eheschließungen, nie wurde weniger geheiratet wie heute. Also werden wir künftig ein Volk aus Singles und Einzelgänger?
Sicherlich nicht – denn Flirt-Apps und Partnerbörsen im Netz zeigen, dass die zumindest die Hoffnung auf die Liebe wohl nie aus der Mode kommt. Doch das starre Korsett der Ehe und der bürokratische Wust schrecken ab. Dabei wünschen sich Paare eine offizielle Anerkennung ihrer Partnerschaft – ohne die erdrückende Verbindlichkeit auf sich zu laden.
Heiraten in wenigen Minuten
Die Ehe-Light stammt aus Frankreich – und geht als ziviler Vertrag auf homosexuelle Partnerschaften zurück. Der "Pacte civil de solidarité", kurz "Pacs", regelt seit 1999 vertraglich die Partnerschaft - und das auch inzwischen bei heterosexuellen Paaren. Um diesen Vertrag zu schließen, braucht man keinen Termin beim Standesamt und muss keine Trauzeugen benennen. Ein Formular, zwei Unterschriften – und nach wenigen Minuten ist man oder besser hat man den "Pacs", so die Abkürzung dieses Partnervertrags.
Sich als Paar anerkannt fühlen
Was genau in diesem Vertrag festgehalten wird, entscheiden die Paare selbst. Soll es später eine Gütertrennung geben, falls die Beziehung beendet wird? Und wer muss dann für wen Unterhalt bezahlen – oder eben auch nicht? Und auch der Umgang mit Kindern kann in dem Vertrag genau geregelt werden. In Frankreich sind "Pacs" verheirateten Paaren in Erb- und Steuerfragen gleichgestellt. Die Ehe-Light ist eine moderne und attraktive Form, um sich als Paar anerkannt zu fühlen. Auch die Schweiz diskutiert über die Einführung dieses Zivilpakts – und auch in Deutschland mehren sich die Stimmen.
Immer weniger Hochzeiten
Denn die heute zumindest theoretisch Heiratswilligen gehören zu der ersten Generation mit vermehrt geschiedenen Elternteilen. Gingen 1970 gerade mal 18 Prozent aller Ehen in die Brüche, waren es 1980 schon über 28 Prozent. Die Statistik ist schonungslos: Eine Ehe hält im Durchschnitt 15 Jahre – dann ist Schluss. Jede dritte Ehe wird in Deutschland geschieden. Und dann kann es teuer werden: Scheidungsanwalt und Alimente können schnell ins Geld gehen. Das schreckt ab. Die "Pacs" haben es da deutlich leichter. Der Vertrag lässt sich recht formlos wieder lösen.
Während immer mehr Ehen geschieden werden, sinkt die Zahl der Hochzeiten in Deutschland. 2013 waren es noch 400.000. zum Vergleich: 1950 wurde sich 750.000 Mal das ja-Wort gegeben. Weniger Ehen heißt aber nicht weniger Beziehung. Die Zahl der "wilden Ehen" hat sich in den vergangenen 15 Jahren verdoppelt.
Kirchen kämpft gegen "Pacs"
Aber wo bleibt bei all diesen Verträgen die Romantik? Der "Pacs" ist nüchtern und bietet vor allem Sicherheit für die Partner. Denn: Die Grundidee dahinter ist eine Ehe auf Zeit. Ein Großteil der vertraglichen Bestandteile regelt das Trennen - und nicht die Beziehung. Das schmeckt der Kirche natürlich nicht. Sie hat nicht nur in Frankreich dem "Pacs" den Kampf angesagt.
Keine Alternative zur Ehe
In Deutschland sind Juristen skeptisch, ob sich die Ehe-Light umsetzen lässt. Denn das Grundgesetz hält den Schutz der Ehe fest. Auch Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts waren in der Vergangenheit eindeutig: Die Ehe soll in Deutschland konkurrenzlos sein.