Deutschlands drittgrößter Versorger Vattenfall will seine Investitionen stoppen, falls die Politik weiterhin zu stark in die Bereiche Strompreise und Stromerzeugung in Deutschland eingreift. "Dann wird anderswo investiert", sagte Konzernchef Klaus Rauscher der "Frankfurter Rundschau". "Staatsdirigismus" sei mit einem liberalisierten, zunehmend europäischer werdenden Strommarkt nicht vereinbar. Dem Unternehmen wehe der Wind aus der Politik heftig um die Ohren, sagte Rauscher.
Wegen der jüngst von der Bundesnetzagentur angeordneten Kürzungen bei den Gebühren werde man "hier und dort" in den Renditeerwartungen "herunter gehen müssen". Rauscher sagte zudem, stabile Strompreise seien nur möglich, falls zügig neue Kraftwerke ans Netz kämen und der Atomausstieg gekippt werde. Vattenfall werde in den nächsten Monaten über einen Antrag auf Laufzeitverlängerung für das Atomkraftwerk Brunsbüttel über 2009 hinaus entscheiden.
Die vier führenden deutschen Energiekonzerne E.ON, RWE, Vattenfall Europe und EnBW waren zuletzt wegen massiv gestiegener Strompreise immer stärker unter politischen Druck geraten. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat die beherrschende Marktstellung der Unternehmen kritisiert und sich für stärkere staatliche Eingriffe ausgesprochen. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hatte bekräftigt, wegen der marktbeherrschenden Stellung der Konzerne die Eingriffsmöglichkeiten der Kartellbehörden verbessern zu wollen.