Die Gläubiger-Banken tragen nach Einschätzung des renommierten Bankenexperten Wolfgang Gerke eine Mitverantwortung für die Finanzkrise der KirchGruppe. »Bei jedem Kunden, der in Schwierigkeiten gerät, trägt der Finanzier eine Mitschuld«, sagte Gerke. Im Fall Kirch sind die Banken wahrscheinlich zu großzügig bei der Vergabe von Krediten gewesen. Es ist geschäftspolitisch wohl nicht richtig gewesen, ein so genanntes »Klumpenrisiko« einzugehen, also sehr hohe Beträge an einen Kunden zu vergeben. Allerdings lässt sich das hinterher immer leichter beurteilen. Gerke ist Professor am Lehrstuhl für Bank- und Börsenwesen an der Universität Erlangen-Nürnberg
Kredite fließen leichter
Er geht davon aus, dass die Banken nicht gegen irgendwelche Regeln verstoßen haben, sagte Gerke. Allerdings zeigt der Fall Kirch wieder einmal, dass Konzerne ab einer gewissen Größe großzügiger Kredite erhalten als beispielsweise mittelständische Unternehmen.
Wettlauf der Banken
Die Schulden der KirchGruppe belaufen sich auf etwa fünf bis sechs Milliarden Euro. Derzeit verhandeln die Banken untereinander und mit der KirchGruppe über einen Ausweg aus dem derzeitigen Engpass. Ein wahrscheinliches Szenario ist, dass es jetzt ein Wettrennen der Banken gibt, wer zuerst seine Kredite eintreibt, sagte Gerke. »Die wollen ihre Schäfchen ins Trockene bringen.« Gerade die Institute, deren Kredite nicht so gut besichert sind, stehen unter Druck. Neben der Bayerischen Landesbank könnte dies nach Einschätzung Gerkes möglicherweise auch die HypoVereinsbank sein. Diese hatte Kirch in einer Stützungsaktion etwa 1,1 Milliarden Euro für seine Beteiligung am Springer Verlag geboten und dem Kunden so finanziell Luft verschafft.