Finanzinvestoren Oft besser als ihr Ruf

Ob ProSiebenSat1, Auto-Teile Unger, MTU Aero Engines, Dynamit Nobel, Celanese, Grohe oder der "Grüne Punkt": Sie alle gehören inzwischen internationalen Beteiligungsgesellschaften. Und das nicht immer zu ihrem Nachteil.

Mitten in die von SPD-Chef Franz Müntefering angestoßene "Heuschrecken"-Debatte über das Gebaren internationaler Finanzinvestoren ist jetzt diese Nachricht geplatzt: Die US-Beteiligungsgesellschaft TGP steigt für 265 Millionen Euro als Hauptaktionär beim Mobilfunkunternehmen Mobilcom ein. Mobilcom ist damit das letzte Glied in einer Kette namhafter Unternehmen in Deutschland, die von ausländischen Finanzinvestoren aufgekauft worden sind. Und das geschieht nicht zwangsläufig zum Nachteil der betroffenen Unternehmen.

Pauschale Vorwürfe sind unbegründet

Ob ProSiebenSat1, Auto-Teile Unger, MTU Aero Engines, Dynamit Nobel, Celanese, Grohe oder der "Grüne Punkt" - sie alle gehören inzwischen internationalen Beteiligungsgesellschaften wie KKR, Saban Capital, Permira, Blackstone und eben TGP. Kritiker heften diesen Investoren gerne Etiketten wie "Räuber" oder "Geier" an. Marktbeobachter wie Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) dagegen betonen, die Private-Equity-Fonds seien weitaus besser als ihr Ruf.

Die Investoren seien daran interessiert, die aufgekauften Unternehmen umzubauen und auf Erfolgskurs zu trimmen, erklärt Kurz. "Natürlich sind die profitgierig", räumt er ein. Aber die Gesellschaften machten nur dann Profit, wenn wenn sie vorher ihre Hausaufgaben erfolgreich erledigt hätten. Das Vorgehen der Investoren läuft meist nach folgendem Schema ab: Sie kaufen eine Firma, bauen sie um und verkaufen sie nach ein paar Jahren mit Gewinn an eine andere Gesellschaft weiter oder bringen sie an die Börse.

Von Horror-Vorstellungen freimachen

Der Umbau verläuft teils schmerzlich und kann Arbeitsplätze kosten. Von einem reinen Ausschlachten kann nach Ansicht von Kurz aber nicht die Rede sein. "Zerschlagen wird nur, wenn die Teile wertvoller sind als das Gesamte", erklärt er. Man müsse sich von Vorstellungen lösen, wie sie aus Hollywood etwa in dem Film "Wall Street" mit Michael Douglas transportiert würden.

Auch der immer wieder gehörte Vorwurf, die Investoren machten die aufgekauften Firmen nur nach außen hin etwas hübsch und verkauften sie dann an einen Dummen weiter, trifft nach Angaben des Aktionärsschützers so pauschal nicht zu. "Ganz so leicht ist es nicht", erklärt er. Die Finanzmärkte seien heute nicht mehr so leichtgläubig, wie sie es vielleicht im Börsenboom der Jahre 1999 und 2000 noch gewesen seien. Als positive Beispiele für Investitionen von Beteiligungsgesellschaften nannte er unter anderem den Bankautomaten-Hersteller Wincor Nixdorf und den westfälischen Armaturenhersteller Grohe.

"Bestandteil unseres Systems"

Die Beteiligungsgesellschaften sind nach Worten Keitels ein "Bestandteil unseres Wirtschaftssystems". Die Gesellschaften, hinter denen oft Pensionsfonds steckten, kauften oft Firmen auf, die Kapital brauchten und für die sich sonst niemand interessiere. Indem sie diese Firmen umorganisierten und wieder neu zusammensetzten, erfüllten diese Investoren "eine ganz wichtige Funktion" im Wirtschaftssystem. Gefährlich wird es nach Worten der Aktionärsschützerin, wenn die Private Equity Gesellschaften für den Kauf Fremdkapital aufnehmen und diese Schulden dann dem gekauften Unternehmen aufbürden. "Läuft das Geschäft dann nicht gut, kann das Unternehmen unter dieser Last zusammenbrechen."

Weitaus kritischer als die Aktionärsschützer bewertet die IG Metall das Handeln der Beteiligungsgesellschaften. Es gebe Fälle, in denen die Beschäftigten von Beteiligungsgesellschaften mit aggressiver Managementpolitik zu Lohneinbußen gedrängt würden, berichtete ein Gewerkschaftssprecher. Doch trotz erheblicher Zugeständnisse der Arbeitnehmer würden schließlich Jobs in erheblichem Umfang abgebaut und "hübsch gemachte" Unternehmen weiterverkauft.

AP
Michael Bauer/AP