Mit einem milliardenschweren Hilfspaket will die britische Regierung die größten Banken des Landes vor den Folgen der Finanzkrise schützen. Für bis zu 50 Milliarden Pfund (65 Milliarden Euro) aus Steuergeldern sollen Anteile an den größten britischen Banken gekauft werden, wie das Finanzministerium am Mittwoch mitteilte. Diese würden damit de facto teilverstaatlicht. Zudem soll den angeschlagenen Finanzinstituten eine Kreditlinie von 200 Milliarden Pfund zur Verfügung gestellt werden.
Die betroffenen acht Institute sind Barclays, HSBC, HBOS, Lloyds TSB, Royal Bank of Scotland, Standard Chartered, die Santander-Tochter Abbey und Nationwide Building Society.
In einer Pressekonferenz sprach Premierminister Gordon Brown von "radikalen Eingriffe" ins Bankensystem. Finanzminister Alistair Darling sagte, die Regierung reagiere auf außergewöhnliche Umstände. Der Prozess werde aber Zeit brauchen: "Es ist keine sofortige Änderung, sondern eine Restrukturierung", sagte Darling im Fernsehsender Sky News. Das System werde damit stabilisiert, und dies sei sehr wichtig.
Die Bank von England werde außerdem weitere kurzfristige Kredite anbieten. Mindestens 200 Milliarden Pfund sollten für bis zu drei Monate bereitgestellt werden. Darling betonte aber, es gehe "absolut nicht" darum, die Kontrolle über die Banken zu übernehmen. "Wir reden nicht darüber, die Banken in Zukunft selbst zu betreiben", erklärte er.
Die französische Finanzministerin Christine Lagarde begrüßte den Rekapitalisierungsplan Londons. Dieser werde der Stabilität der britischen Finanzinstitutionen dienen, erklärte die Ministerin. Sie betonte, die Maßnahmen stünden in Einklang mit der Doktrin des Pariser Krisengipfels vom Samstag. Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Italien waren dabei übereingekommen, ein Scheitern von Banken mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln abzuwenden.
Brown will isländische Behörden verklagen
Premierminister Gordon Brown kündigte rechtliche Schritte gegen isländische Behörden an. Ziel sei es, das Geld zurückzuholen, dass britische Sparer bei isländischen Banken angelegt hatten, die in Schieflage geraten sind. Die Regierung werde für diese Einlagen einstehen: "Wir zeigen, dass wir hinter den Menschen stehen, die Geld gespart haben", erklärte er. Island hatte zuletzt zwei Banken verstaatlicht, darunter die zweitgrößte Bank Landsbanki. Britische Sparer haben Millionen bei deren Internet-Filiale Icesave angelegt, bei der keine Abhebungen mehr möglich sind.