Der US-Autovermieter und ehemalige Sixt-Partner Budget Group will das operative Geschäft auch nach seinem Insolvenzantrag fortführen. Das Unternehmen habe sich Kredite über 750 Millionen Dollar zum Kauf neuer Autos und weitere 100 Millionen Dollar gesichert, um das operative Geschäft fortzuführen, sagte eine Sprecherin am Firmensitz in Daytona Beach. Auch in Europa erwarten Branchenbeobachter eine Bereinigung des Marktes. Die Konkurrenz hält sich allerdings noch zurück. Die deutsche Budget-Tochter sieht sich von der Insolvenz unberührt, wie sie am Dienstag mitteilte.
Preiskrieg ließ Margen einbrechen
Die Nummer drei unter den US-Autovermietern hatte am Montag wie seine Konkurrenten National und Alamo zuvor schon Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt und diesen mit den Folgen der Anschläge vom 11. September auf den Geschäftsreiseverkehr begründet. Die großen Anbieter hatten sich allerdings schon vor dem 11. September einen Preiskrieg geliefert, der die Margen einbrechen ließ. Der Sprung nach Europa hatte Budget allein im Jahr 2000 zusätzlich 570 Millionen Dollar gekostet. Daraufhin sollte das Geschäft in Deutschland auf Lizenznehmer umgestellt werden.
Rechtsstreit zwischen Budget Deutschland und Sixt
Budget Deutschland teilte mit, von der Insolvenz nicht betroffen zu sein. Alle Reservierungen weltweit behielten ihre Gültigkeit. In der Zentrale in Dreieich bei Frankfurt und an 70 Vermietstationen beschäftigt Budget 140 Mitarbeiter. Bis 1997 war Budget mit Sixt verbunden, das unter dem Logo »Sixt Budget« auftrat. Seit dem Ende der Zusammenarbeit liegen die beiden Unternehmen in einem Rechtsstreit. Nachdem Sixt das Geschäft außerhalb der deutschen Grenzen ausbaute, hatte Budget den Vertrag gekündigt und fordert von Sixt 50 Millionen Dollar Schadenersatz. Das Verfahren sei noch anhängig, hieß es bei Sixt am Dienstag. Dafür habe man ausreichend Rückstellungen gebildet. Die Insolvenz könnte nach Ansicht von Experten einen Vergleich beschleunigen. Einen Rechtsstreit über mehrere Jahre könne sich Budget nun kaum mehr leisten.
Sixt und Europcar profitien von Budget-Pleite
Europäische Vermieter wie Sixt und die VW-Tochter Europcar könnten von einem Ausstieg von Budget profitieren. Die europäische Budget-Tochter ist zwar von dem Konkursantrag nicht unmittelbar berührt, Budget versucht aber seit Monaten, seine Kosten durch einen Verkauf des Europa-Geschäfts zu senken. Auch mit Sixt war darüber zum Jahreswechsel laut Unternehmenskreisen verhandelt worden. Vorstandschef Erich Sixt sagte jedoch auf der Bilanzpressekonferenz Ende Mai: »Wir warten lieber, bis (Budget und National) pleite sind.« Am Dienstag sagte ein Sprecher: »Sixt wird den Markt genau beobachten.« Für alles andere sei es noch zu früh. Das tief in den roten Zahlen steckende europäische Netz von Budget umfasste zuletzt 10.000 Fahrzeuge.
Konkursantrag seit Wochen erwartet
Der Konkursantrag von Budget wurde seit Wochen erwartet. Die Verhandlungen mit der Muttergesellschaft des Konkurrenten Avis , Cendant, über eine Übernahme von Budget ziehen sich seit Monaten hin. Nach Angaben aus Verhandlungskreisen bot Cendant zuletzt 100 Millionen Dollar bar für Budget und erklärte sich bereit, drei Milliarden Dollar Schulden mit zu übernehmen. In dem Konkursantrag ist von einer Übernahme allerdings nicht mehr die Rede. Mit dem 750-Millionen-Dollar-Kredit will Budget Ford-Fahrzeuge für die Urlaubssaison im Sommer kaufen. Der Autovermieter hat 4,33 Milliarden Dollar Verbindlichkeiten, denen 4,05 Milliarden Dollar an Vermögenswerten gegenüberstehen.