Über den Schokoladenhersteller Lindt fegen ein Shitstorm auf Facebook hinweg. Grund dafür: Das Adventskalendermodell "1001 Weihnachtstraum" zeigt nicht die traute Idylle einer eingeschneiten Berghütte oder gar eine kitschige Szene aus einem heimischen Wohnzimmer zum Weihnachtsfest, sondern - oh Schreck - eine Moschee? Einige User glauben das offenbar und pöbeln auf der Facebookseite des Unternehmens.
Islam-Hetze auf Facebook
Zum 1. Dezember hatte das Social-Media-Team von Lindt auf den Online-Adventskalender der Firma hingewiesen. Ein harmloser Post - der sich inzwischen zu einer unfassbaren Islam-Hetze ausgeweitet hat. Grund dafür ist der Adventskalender mit der vermeintlichen Moschee. "Naja hauptsache politisch korrekt gehen wir am 24ten beim türchen öffnen in DIE MOSCHEE", schreibt da ein User. "hier wird der scheiss Islam hofiert der unsere Kultur hasst!!!!!!!!"; schreibt ein weiterer User. Ein anderer gibt sich vollkommen entrüstet und schreibt: "Das wird mein erstes Weihnachten ohne Lindt! So was mache ich nicht mit!" Der Unterscheid sei zwischen Gästen und Invasoren zu unterscheiden, gibt ein anderer an. Anfangs bemühte sich das Team von Lindt noch um Moderation der Pöbelei. "Respekt und Toleranz, unabhängig von Geschlecht, Religion, politischer Auffassung und sonstigen Überzeugungen dienen bei Lindt & Sprüngli als Basis jeden Handelns. Selbstverständlich respektieren wir daher auch den kulturellen Hintergrund des Weihnachtsfestes", schrieb das Social-Media-Team auf Facebook. Inzwischen hat sich das Team aber aus der Diskussion zurückgezogen.
Motiv bei Lindt ist schon zehn Jahre alt
Neben Boykott-Aufrufen und Anti-Muslim-Sprüchen gibt es auch ganz offenen Antisemitismus - offenbar scheint die aktuelle Flüchtlings- und IS-Terror-Diskussion das Denken der Menschen stark zu verändern. Denn der Moschee-Adventskalender ist keine neue Marketingsmaßnahme für die "neue Zielgruppe", wie einige rechte Hetzer vermuten, sondern Lindt hat das Motiv schon seit zehn Jahren im Programm. "Der Adventskalender 1001 Nacht ist seit über 10 Jahren ein Lindt Klassiker an Weihnachten. Die Verpackung stellt eine Visualisierung der damaligen lokalen Lebensumstände dar. Dazu gehört auch Architektur und Kultur wie diese in der orientalischen Welt zu Christi Geburt gewesen sein könnte", so das Unternehmen auf Facebook. Der Fehler der Hetzer: Den Orient direkt mit Moscheen in Verbindung bringen. Denn das Motiv zeigt zwar eine Art Palast, allerdings keine Moschee, denn es fehlen islamische Schriftzeichen. Wer genau hinsieht, entdeckt die Anspielungen an die Weihnachtsgeschichte: Den Morgenstern, die drei Heiligen aus dem Morgenland und eine Frau auf einem Esel, der von einem Mann geführt wird.