LUFTVERKEHR Preiskampf am deutschen Himmel

Dass die Lufthansa vom Billigflieger Ryanair kräftig unter Druck gesetzt wird, ist nicht neu. Jetzt steigt ein weiterer Herausforderer in den Ring: die Germania.

Der Preiskampf am deutschen Linienflug- Himmel wird härter. Mit Sondertarifen und neuen Strecken verschärfen die Billig-Airlines Germania und Ryanair das Ringen um Kunden und suchen dafür den offenen Konflikt mit der mächtigen Lufthansa.

Gegner hält nicht still

Der Branchenprimus wehrt sich. Der Streit mit harten Bandagen beschäftigt mittlerweile das Bundeskartellamt und die Gerichte. Mitten in der Konjunkturflaute und nur rund vier Monate nach den Terroranschlägen in den USA ist der Markt in Bewegung geraten. »Wer Schlagabtausch will, kann nicht damit rechnen, dass sein Gegner stille hält«, sagt Lufthansa-Chef Jürgen Weber.

Wer legt die Preise fest?

Für eine in dieser Woche erwartete Entscheidung des Kartellamts zu Preisen auf ihrer einstigen Monopolstrecke Berlin - Frankfurt am Main hat sich die Lufthansa schon in Stellung gebracht. Denn dort ficht Europas zweitgrößte Fluggesellschaft nicht nur gegen Billigtickets der Germania, sondern um Grundsätzliches. Eine mögliche Vorgabe des Kartellamts, dass die Lufthansa Preise im Wettbewerb auf dieser Strecke nur so weit senken darf, dass sie noch 40 Euro über dem Germania- Tarif liegen, findet sie inakzeptabel. Künftig könnte sonst die Germania Preise für die Lufthansa festlegen, kritisiert Lufthansa-Bereichsvorstand Ralf Teckentrup. Gegen einen solchen regulierenden Eingriff der Behörde wird die Lufthansa rechtlich vorgehen.

Der Kuchen wird kleiner

Germania kündigt derweil Pläne für weitere Linienverbindungen zu Billigtarifen an. »Der Markt ist groß genug für mehrere Anbieter«, sagt Geschäftsführer Mustafa Muscati. Von Berlin soll voraussichtlich vom Sommer an Köln regelmäßig angesteuert werden, auch Verbindungen nach München und zwischen München und Hamburg sind denkbar. Auf diesen Strecken könnte die bisherige Charterairline dann auch der größten innerdeutschen Lufthansa-Konkurrentin Deutsche BA gefährlich werden. Noch fliegt die Lufthansa auf rund drei Viertel ihrer Strecken in der Bundesrepublik als einzige Airline, hat das Kartellamt festgestellt.

Gute PR für die Konkurrenz

In der Auseinandersetzung mit Ryanair hatten die Gerichte bereits das Wort. Mehrere vergleichende Werbeanzeigen der Iren wurden auf Antrag der Lufthansa als wettbewerbswidrig untersagt - doch die öffentlich gewordenen juristischen Erfolge waren zugleich »günstiges Marketing« für Ryanair, wie der Luftfahrtanalyst der HypoVereinsbank, Uwe Weinreich, sagt. Neben Lübeck und ihrem zentralen deutschen Flughafen Hahn rund 100 Kilometer vom Lufthansa-Drehkreuz Frankfurt entfernt will Ryanair bald auch Friedrichshafen am Bodensee ansteuern. Mit bis zu 150 neuen Jets peilt die Airline bis 2010 den Sprung in die Spitzengruppe der europäischen Branche an.

Kaum Strecken parallel geflogen

Die Konkurrenz der Billigflieger ist zwar nicht zu unterschätzen, da sie die Lufthansa einige Passagiere in der Economy Class kosten könnte, meint Weinreich. Eine dramatische Gefahr für den deutschen Marktführer ist sie aber vorerst nicht. »Billigflüge sind ein anderes Produkt in einem anderen Marktsegment.« Mit Ryanair wird keine Strecke genau parallel geflogen, heißt es auch bei der Lufthansa. Während die Iren kleinere, kostengünstige Flughäfen nutzen, hat die Lufthansa ein Netzwerk größerer Drehkreuze. Das Verhalten der agilen Wettbewerber hat das Lufthansa-Management dennoch scharf im Auge. Auf Preise der Konkurrenz zu reagieren, gehöre zum normalen Geschäft, heißt es.