»Mein Geld steckt da drin.« Michael Humbsch zeigt auf die gigantische Halle von CargoLifter im brandenburgischen Brand. Fasziniert von dem geplanten Projekt des Luftschiffbauers kaufte der Bauingenieur aus Sachsen Aktien des Unternehmens. Doch nun musste die CargoLifter AG am Freitag Insolvenz anmelden. Sein Geld hat Humbsch abgeschrieben, auf satte Gewinne hoffte er schon lange nicht mehr. Dennoch ist der 38-Jährige weiter begeistert von den Plänen des Luftschiffbauers und zahlte noch einen Beitrag auf das zur Rettung eingerichtete Treuhandkonto ein.
Weltuntergangsstimmung
herrscht dennoch nicht vor. Die von Aktionären gegründete Initiative »Zukunft in Brand« hatte am Samstag zu einem Treffen nach Brand geladen, um ihre Solidarität mit dem Luftschiffbauer zu zeigen. Nur einige Hundert kamen - Kritik an dem Unternehmen unter der Leitung von Firmenchef Carl von Gablenz gab es kaum. Der Schwarze Peter geht nach Ansicht der Aktionäre an die Politik, die dem Unternehmen kurzfristige Hilfen untersagt hatte, und an die Medien, die das Projekt schlecht geschrieben hätten.
Der Mitinitiator der Initiative, Mirko Hörmann, vermutet gar, dass das Bundeswirtschaftsministerium die Unterlagen des Unternehmens für finanzielle Hilfen nicht ernsthaft prüfte. Innovationen wie die von CargoLifter verdienten öffentliche Unterstützung. »Es kann nicht sein, dass allein Klein- und Kleinstaktionäre alles stemmen sollen.« Mit vielen Geldgebern hat Hörmann in den vergangenen Tagen gesprochen. »Es gibt Leute, die haben ihr komplettes Vermögen in CargoLifter gesteckt und heulen am Telefon«, erzählt er. Doch Firmenchef Carl von Gablenz sieht seine viel zitierte Vision noch nicht am Ende. Mit dem Insolvenzantrag sei Zeit gewonnen worden, um das Unternehmen auf eine neue finanzielle Basis zu stellen. Unter anderem plant der Landkreis Dahme-Spreewald, den Standort notfalls in einem kreiseigenen Kompetenzzentrum zu erhalten. Ziel bleibe der Bau des Transport-Luftschiffes CL 160, bekräftigt von Gablenz mit einem schier unverwüstlichen Optimismus, während die Besucher ihre Hälse nach dem kleinen Schulungsluftschiff »Charly« recken, das über der Werft seine Kreise zieht. Den Bau des CL 160 hatte CargoLifter zunächst wegen der massiven Finanzprobleme auf unbestimmte Zeit verschoben.
Es war gerade
das Flaggschiff, das viele Menschen zum Kauf von CargoLifter-Aktien bewegte. »Wir sind aus Idealismus eingestiegen«, berichten Petra David und Thomas Winkler, die aus Bayern anreisten. Sie wollen den CL 160 unbedingt fliegen sehen - das ist ihnen wichtiger als ihr Geld. »Wir werden es schaffen«, bekräftigt Petra David. Mit dem »Wir« meint sie das Unternehmen und sich selbst als Geldgeber.
Claudia und
Rüdiger Schwarz aus Frankfurt am Main sehen das ähnlich. »Der Verlust des Geldes wiegt schwer. Aber der Verlust der Idee wäre eine Katastrophe.« Sie befürchten, dass die von CargoLifter entwickelte Technologie hier scheitern könnte und dann im Ausland umgesetzt wird. »Für den Technologie-Standort Deutschland wäre das ein verheerendes Signal.« Doch auch sie glauben noch an eine Zukunft in Brand. Rüdiger Schwarz betont: »Für mich ist erst Ende, wenn hier der Letzte aus der Halle geht und das Licht ausmacht.«
Bettina Grachtrup