Gut sechs Wochen nach dem Ende des Lieferboykotts drohen die Milchbauern in Deutschland mit neuen Protesten. "Wenn der Milchpreis nicht nach oben geht, kann ich für nichts garantieren", sagte Romuald Schaber, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) der "Passauer Neuen Presse". Er forderte kurzfristig eine deutliche Verringerung der auf dem deutschen Markt verfügbaren Milchmenge. "Die Milchbauern erwarten von Minister Seehofer, dass er dafür die notwendigen Schritte einleitet."
Sollte dies nicht geschehen, schloss Schaber einen weiteren Lieferboykott nicht aus. "Wir werden uns dauerhaft nicht mit durchschnittlichen Auszahlungspreisen von weniger als 43 Cent zufrieden geben", sagte der Verbandschef. Die bislang erzielten Milchpreiserhöhungen seien für die deutschen Bauern "unter dem Strich noch viel zu wenig", so Schaber. Dennoch bezeichnete er den Lieferboykott als Erfolg. "Eine ganze Reihe von Molkereien haben angekündigte Preissenkungen nicht vollzogen. Das zeigt, dass wir sehr wohl etwas erreicht haben." Derzeit werden nach BDM-Angaben zwischen 28 und 35 Cent je Liter Milch bezahlt.
Kritik übte Schaber am Deutschen Bauernverband: "Die Politik ist nicht das Problem, sondern der Deutsche Bauernverband. Der hat bisher jede Unterstützung für uns vermissen lassen." Der Bauernverband setze darauf, die Steuerung des Marktes in die Hand der Molkereien zu geben. "Für uns Milcherzeuger wäre das der Super-Gau."