Milliarden-Deal Arriva stimmt Übernahme durch Deutsche Bahn zu

Der größte Zukauf der Unternehmensgeschichte ist perfekt: Die Deutsche Bahn AG einigte sich mit dem britischen Verkehrskonzern Arriva auf eine Übername. Rund 2,8 Milliarden Euro kostet der Deal, der nicht überall auf Begeisterung stößt.

Die Deutsche Bahn AG steht vor dem teuersten Kauf ihrer Geschichte: Sie einigte sich mit dem britischen Verkehrsunternehmen Arriva auf die Übernahme für 1,8 Milliarden Euro plus knapp einer Milliarde Schulden, wie die Vorstandschefs am Donnerstag mitteilten. Bahnchef Rüdiger Grube verspricht sich davon eine bessere Wettbewerbsposition im europäischen Transportmarkt. Er versicherte, der Schuldenabbau gehe weiter, und die Verbesserung des Services in Deutschland werde nicht leiden.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) kritisierte die Pläne. Ihr Vertreter im Aufsichtsrat habe gegen das vorgesehene Kaufangebot gestimmt, teilte die GDL in Frankfurt mit. "Deutschland erstickt im Verkehr, und die Deutsche Bahn will die britische Arriva mit 2,7 Milliarden Euro beglücken", sagte der Vorsitzende Claus Weselsky. Dies passe nicht zusammen.

Arriva erwartet keine weiteren Angebote

Grube hatte am Vorabend grünes Licht vom Aufsichtsrat des Staatsunternehmens bekommen, und das britische Unternehmen teilte in London mit, es habe der Übernahme durch die Deutsche Bahn zugestimmt. Arriva-Chef David Martin, der bei Grubes Pressekonferenz am Morgen aus London zugeschaltet war, deutete an, dass er keine weiteren Angebote erwarte. Als Mitbieter war die französische Staatsbahn SNCF im Gespräch.

Arriva machte 2009 rund 3,15 Milliarden Pfund (2,74 Mrd. Euro) Umsatz mit 42.300 Mitarbeitern. Laut Grube führt das Zusammengehen zu einem Gesamt-Jahresumsatz der DB AG von rund 33 Milliarden Euro. Der britische Konzern betreibt Buslinien und Schienenverkehr in zwölf europäischen Ländern.

Kauf soll zum großen Teil mit Anleihen finanziert werden

Grube begründete den Kauf damit, dass der Marktanteil der DB AG im deutschen Personenverkehr wegen des zunehmenden Wettbewerbs künftig weiter sinken werde und das Unternehmen sich daher in Europa besser aufstellen müsse, um wachsen zu können. Mindestens die rund 360 Millionen Euro jährlich umsetzenden Schienenverkehrs-Aktivitäten der Arriva in Deutschland - unter anderem den Allgäu-Express und die Berchtesgadener-Land-Bahn - werde man aus kartellrechtlichen Gründen weiterverkaufen müssen, kündigte Grube an. Ohnehin gehe es nicht darum, einen Wettbewerber aufzukaufen.

DB-Finanzchef Richard Lutz erklärte, der Kauf solle zunächst aus den Kreditlinien des Konzerns und später durch Anleihen finanziert werden, die voraussichtlich im Sommer platziert werden sollten. Martin sagte voraussichtlich im August nach Zustimmung einer außerordentlichen Arriva-Hauptversammlung und den üblichen bürokratischen Anforderungen werde der Deal wohl Mitte August perfekt sein.

Grube widersprach Bedenken aus dem politischen Raum, die Bahn erhöhe damit ihren Schuldenberg. Vergangenes Jahr sei als Ziel für ein 1:1-Verhältnis zwischen Eigenkapital und Schulden das Jahr 2014 ausgegeben worden. Das Verhältnis von damals 15,9 Milliarden Euro Schulden zu 12 Milliarden Eigenkapital habe sich bereits auf 15 zu 13,2 Milliarden gebessert. "Ohne den Zukauf hätten wir schon 2011 das Ziel erreicht; so wird es 2013, immer noch früher als im Plan", rechnete Grube vor.

Marke Arriva soll vorerst erhalten bleiben

Die Marke Arriva solle vorerst erhalten bleiben, sicherte Grube zu. Ebenfalls seien bei den Wirtschaftlichkeitsberechnungen "keine Synergieefekte unterstellt" worden. Vielmehr setze man auf die Motivation der Arriva-Mitarbeiter und ihr Know-how im europäischen Wettbewerb.

"Weil manche tolle Braut nur einmal im Leben vorbeikommt", sagte der Bahnchef, habe man die Gelegenheit jetzt ergreifen müssen. Martin nahm den Ball auf und entgegnete, er habe schon viel erlebt, sei aber noch nie als "das Mädchen der Träume" eines anderen Mannes bezeichnet worden. Sein Vorstand habe dennoch das Angebot einstimmig akzeptiert und werde den Aufsichtsgremien die Annahme empfehlen. Auf die Frage nach einem möglichen Angebot der SNCF sagte er lediglich: "Jeder kann ein Angebot abgeben; wir sind froh über das Angebot der DB AG." Grube sagte, einen Bieterwettkampf werde die Bahn nicht mitmachen.

APN/DPA DPA

Mehr zum Thema

Newsticker