Die Zukunft der Bochumer Nokia-Mitarbeiter bleibt weiterhin unklar: Die Unternehmensleitung des Handy-Herstellers und die nordrhein-westfälische Landesregierung verabredeten am Montag zunächst die Einsetzung eines Arbeitsteams. Dieses solle "innovative Lösungen für die Zukunft des Nokia-Standortes Bochum" suchen, berichtete die Landesregierung als Ergebnis eines Gespräches zwischen Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo und der Düsseldorfer Wirtschaftsministerin Christa Thoben.
"Wichtige Verabredungen"
Nokia habe die Reaktionen auf die geplante Werksschließung wohl etwas unterschätzt, sagte Thoben nach dem Gespräch, das aus ihrer Sicht "wichtige Verabredungen" gebracht habe. Nokia-Sprecherin Arja Suominen sagte, das Gespräch sei konstruktiv verlaufen. Es werde sicher weitere Gespräche geben. Auch die Landesregierung erklärte, dem wichtigen Treffen von Land, Bund und Nokia-Unternehmensleitung müssten weitere Gespräche folgen. Einen Termin für eine neue Spitzenrunde mit dem Nokia-Chef gebe es aber noch nicht.
Bundes- und Landesregierung drängten darauf, dass die Unternehmensleitung kurzfristig in ausführliche Gespräche mit dem Betriebsrat eintritt und sich bereit zeigt, auch dessen Vorstellungen für den Standort zu erörtern. Bundes- und Landesregierung wollen die Suche nach einer positiven Lösung für Unternehmen und Mitarbeiter weiter konstruktiv begleiten.
Perspektiven für die Zukunft
Die Bochumer Betriebsratsvorsitzende Gisela Achenbach sagte dem Sender N24, es sei weiter das erste Ziel, den Standort zu erhalten: "So ist es auch mit Rüttgers und Thoben abgesprochen: Wenn da Gespräche geführt werden, dass das Ziel ist, den Standort zu erhalten." Man habe seit vier Jahren kostensparende Maßnahmen mitgemacht und mit dem Arbeitgeber an Konzepten gearbeitet, fügte Achenbach hinzu: "Schlicht und einfach möchten wir die Möglichkeit haben, diese Konzepte vorzutragen." Dann solle sich Nokia damit beschäftigen, "und ich glaube, dann finden wir auch noch unseren Platz bei Nokia". Enttäuscht äußerte sich Achenbach darüber, dass offenbar kein Besuch Kallasvuos im Bochumer Werk geplant sei. Ein solcher Besuch gehöre sich ihrer Meinung nach. Die Menschen, denen man kündige, hätten auch Gesichter: "Und deswegen finde ich es gemein und feige."
Für rund 200 Nokia-Mitarbeiter in Bochum zeichnet sich eine Lösung ab. Derzeit werde mit einem Konsortium über den Kauf der in Deutschland und den USA angesiedelten Automobilzulieferer-Sparte verhandelt, teilte der Handy-Hersteller am Montag in Helsinki mit. Insgesamt beschäftige der Bereich 240 Menschen - fast alle davon in Deutschland.
Interesse an der Übernahme zeigen der frühere Nokia-Manager Razvan Olosu, der den Bereich zusammen mit dem Finanzinvestor Equity Partners übernehmen will. Derzeit würden Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern über den Wechsel von Beschäftigten der Sparte zum Käuferkonsortium geführt. Die Transaktion soll in der ersten Hälfte dieses Jahres abgeschlossen werden. Die Partner wollten ihr Geschäft in Deutschland und den Vereinigten Staaten stärken, sagte Razvan Olosu. Die Automobilzulieferer-Sparte von Nokia liefert Kommunikations- und Multimedia-Lösungen rund ums Auto. Zu finanziellen Details machte Nokia keine Angaben.