Bodenschätze Norwegens Parlament gibt grünes Licht für umstrittenen Tiefseebergbau

Gegner des Tiefseebergbaus in Norwegen protestieren vor dem Parlament in Oslo
Gegner des Tiefseebergbaus in Norwegen protestieren vor dem Parlament in Oslo
© Javad Parsa/NTB / DPA
Norwegen öffnet sich als eines der ersten Länder weltweit für den umstrittenen kommerziellen Abbau von Bodenschätzen in der Tiefsee. Umweltschützer und Wissenschaftler protestieren.

Norwegens Parlament hat trotz Protesten von Umweltschützern grünes Licht dafür gegeben, Teile des Meeresbodens für den Tiefseebergbau zu öffnen. Das Storting in Oslo nahm am Dienstag den Vorschlag der Mitte-Links-Regierung mit 80 Ja-Stimmen an, schrittweise ein Gebiet von 280.000 überwiegend in der Arktis gelegenen Quadratkilometern freizugeben. 20 Abgeordnete stimmten gegen den Plan, vor dem Wissenschaftler wegen ungewisser Auswirkungen auf die Umwelt warnen.

Das skandinavische Königreich – bisher schon der größte Öl- und Gasproduzent Westeuropas – könnte damit zu den ersten Ländern gehören, die den Meeresboden nach Bodenschätzen absuchen. Die Regierung in Oslo hofft dabei auch auf neue Einnahmen. Eine mögliche Ausbeutung muss aber erneut vom Parlament geprüft werden. Gespräche zum Umgang mit dem Tiefseebergbau gingen im Sommer ohne verbindliche Entscheidungen zu Ende. Bei der Sitzung des Rates der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) vereinbarten die 36 Mitgliedstaaten lediglich das Ziel, im Jahr 2025 ein Regelwerk zu verabschieden.

Norwegen will Bodenschätze in Tiefsee fördern – Proteste vor Parlament

Die norwegische Regierung hatte sich im Dezember mit zwei Oppositionsparteien – der konservativen Partei Høyre und der rechtspopulistischen Fortschrittspartei – auf die teilweise Freigabe des Meeresbodens für den Tiefseebergbau geeinigt. Um die grüne Transformation in Form von Brennstoffzellen, Solarzellen, Elektroautos und Smartphones anzuführen, brauche es diese Bodenschätze, sagte die sozialdemokratische Abgeordnete Marianne Sivertsen Naess damals. Sie werden als bedeutend für die Klimawende und zudem als strategisch wichtig betrachtet, damit sich die EU und ihre Partner in Zeiten internationaler Spannungen selbst damit versorgen können.

Vor dem Parlament in Oslo versammelte sich am Dienstag eine kleinere Gruppe von Menschen. Sie protestierten mit Bannern, auf denen etwa "Stoppt Tiefseebergbau" stand. Es werde ein "sehr neues, empfindliches und riesiges Gebiet" geöffnet, das von Wissenschaftlern nicht ausreichend erforscht sei, sagte Tjeldflaat Helle von der Umweltschutzorganisation Greenpeace Norwegen. "Es ist eine Schande, weil Norwegen riskiert, einen Präzedenzfall zu schaffen", dem andere Länder folgen könnten, sagte Frode Pleym von Greenpeace.

Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaftler warnen davor, dass der Tiefseebergbau Ökosysteme beschädigen und Spezies bedrohen könnte. Weitere Bedenken betreffen die Fähigkeit des Ozeans, CO2 aufzunehmen und mögliche Beeinträchtigungen durch den Lärm etwa für Wale. Einige Länder – wie Frankreich und das Vereinigte Königreich – hatten bereits ein Moratorium für den Bergbau am Meeresgrund gefordert. 

Viele Länder haben sich noch nicht klar zum Tiefseebergbau positioniert. Der Pazifikstaat Nauru hatte vor einiger Zeit angekündigt, mit dem kanadischen Konzern The Metals Company (TMC) Manganknollen auf dem Meeresboden in 4000 bis 6000 Metern Tiefe abbauen zu wollen. Solche uralten Zusammenschlüsse enthalten Rohstoffe wie Mangan, Kobalt, Kupfer und Nickel, die etwa zur Herstellung der Batterien für E-Autos verwendet werden könnten.

AFP · DPA
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