Der weltgrößte Internethändler Amazon.com setzt weiter auf Expansion und nimmt dafür rote Zahlen in Kauf. Das Unternehmen hält es für möglich, im ersten Quartal operativ einen Verlust von bis zu 200 Millionen Dollar zu schreiben. Aber auch ein Gewinn von 100 Millionen Dollar sei denkbar, teilte der Apple-Konkurrent am Dienstag nach US-Börsenschluss mit. Das verschreckte die Anleger - die Aktie fiel um 9,5 Prozent.
Der Umsatz war im Gesamtjahr um 41 Prozent auf 48,1 Milliarden Dollar hochgesprungen (31,4 Mrd Euro). Die meistverkauften Produkte waren nach den Worten von Gründer und Konzernchef Jeff Bezos ein ums andere Mal die Kindle-Lesegeräte für elektronische Bücher und der neue Tabletcomputer Kindle Fire. "Sowohl in den USA wie auch in Europa", fügte Bezos an.
Analysten gehen allerdings davon aus, dass Amazon am Kindle wenig verdient oder sogar etwas drauflegt. So kostet der Kindle Fire in den USA weniger als die Hälfte des Apple iPad: 199 Dollar zu 499 Dollar. Zudem steckte Amazon jede Menge Geld in den Ausbau seiner Lieferzentren, auch in Deutschland. Angesichts der hohen Kosten schmolz der Gewinn um 45 Prozent auf 631 Millionen Dollar.
Problematisches Weihnachtsquartal
Besonders dramatisch sah die Lage im wichtigen Weihnachtsquartal aus: Nicht nur, dass Amazon sein Wachstumstempo nicht halten konnte und den Umsatz für seine Verhältnisse um magere 35 Prozent auf 17,4 Milliarden Dollar steigerte. Der Gewinn fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum überdies um 58 Prozent auf 177 Millionen Dollar. Sogar ein Verlust schien zwischenzeitlich möglich.
Ganz so schlimm kam es dann doch nicht. Bezos betonte vor allem das überdurchschnittliche Wachstum der Fremdanbieter. Amazon verkauft über seine Website nicht nur eigene Waren, sondern hat sie auch für Dritte als Verkaufsplattform geöffnet. Auf diese fremden Händler entfielen nach Stückzahlen mittlerweile 36 Prozent aller Verkäufe, sagte Bezos.
Amazon fährt zweigleisig: Auf der einen Seite ist das Unternehmen ein klassischer Onlinehändler, der mit günstigen Preisen die Konkurrenz auszubooten versucht, etwa den Marktplatz Ebay. Zum anderen entwickelt sich Amazon immer mehr zum Anbieter von Inhalten wie Filmen und Musik. Dazu hat Amazon den Kindle Fire herausgebracht und damit sein Profil als einer der schärfsten Rivalen von Apple geschärft.