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Kaum muslimische Zuwanderer Die eingebildete Islamisierung

Pegida demonstriert gegen eine angebliche Islamisierung. Aber welche Islamisierung eigentlich? Zuwanderer nach Deutschland kommen vor allem aus christlichen Ländern, viele Muslime wandern aus.
Von Daniel Bakir

Die Demonstrationen in Paris und anderswo haben eindrucksvoll gezeigt, wie man gegen islamistischen Terror aufsteht, ohne Muslime im Allgemeinen zu diskreditieren. In Dresden dagegen demonstrierten die "Patriotischen Europäer" von Pegida wieder pauschal gegen die "Islamisierung des Abendlandes".

Viele tun das, weil sie fürchten, dass immer mehr Muslime nach Deutschland kommen und den Heiligen Krieg gleich mitbringen. Sie unterliegen einem fundamentalen Irrtum - zumindest was die Zuwanderungszahlen angeht.

Denn die Zahlen zur Migration zeigen, dass Deutschland alles andere als islamisiert wird. Im Gegenteil: "Die größten Zuwanderungsgruppen kommen aus Osteuropa. Der Großteil dieser Menschen sind Christen oder haben keine Religionszugehörigkeit", sagt Herbert Brücker, Migrationsforscher am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Spitzenreiter ist das tief katholische Polen: 2013 kamen laut Statistischem Bundesamt 70.000 Menschen aus dem östlichen Nachbarland nach Deutschland (Auswanderer nach Polen sind davon schon abgezogen). Aus Rumänien waren es knapp 50.000 Zuwanderer, es folgen Italiener, Ungarn, Spanier, Bulgaren, Griechen und Russen.

Keine Massenzuwanderung von Muslimen

Erst dahinter folgt mit Syrien das erste Land mit einer muslimischen Mehrheit (und einer christlichen Minderheit). 2013 waren es keine 17.000 Zuwanderer aus dem bürgerkriegsgeplagten Land. Im vergangenen Jahr, für das noch keine abschließenden Zahlen vorliegen, ist die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien zwar deutlich gestiegen. "Im Vergleich zur Zuwanderung insgesamt sind die Flüchtlingszahlen aber überschaubar", sagt IAB-Experte Brücker.

"Von einer Massenzuwanderung von Muslimen nach Deutschland kann nicht die Rede sein", sagt Brücker. Im Gegenteil: "Insgesamt nimmt der Anteil der Muslime in unserer Bevölkerung ab." Das liegt auch daran, dass die Türken, die mit Abstand größte muslimische Gruppe in Deutschland, tendenziell abwandern. Seit 2006 gehen mehr Menschen von Deutschland in die Türkei als umgekehrt - und zwar jedes Jahr einige Tausend.

Rein zahlenmäßig sind wir also weit entfernt von einer Islamisierung. Und auch die Flüchtlinge, die jetzt aus Syrien und Irak kommen, wollen vermutlich hier keinen Heiligen Krieg entfachen. Sie sind ja gerade vor dem Wahnsinn der IS-Terroristen oder anderen Radikalen geflohen. "Das sind keine fanatischen Extremisten, die da zu uns kommen", sagt Brücker.

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