MG Rover teilte mit, das Management sei mit Experten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PWC) zusammengekommen. Insolvenzexperten gingen davon aus, dass Rover noch im Laufe des Freitags Konkurs anmelden werde. Am Donnerstag hatte Handels- und Industrieministerin Patricia Hewitt bereits gesagt, MG habe entschieden, Konkurs anzumelden. Der britische Autobauer hatte seine Zukunft und die der 6000 Beschäftigten in Longbridge bei Birmingham bis zuletzt mit dem Einstieg von Shanghai Automotive Industry (SAIC) verknüpft. Das britische Handelsministeriums hatte einen von den Chinesen geforderten Überbrückungskredit über 100 Millionen Pfund (69 Millionen Euro) am Donnerstagabend nach Gewerkschaftsangaben aber verweigert.
Die Existenzkrise des 1905 gegründeten Unternehmens kommt für die Regierung von Premierminister Tony Blair zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Vier Wochen vor den Unterhauswahlen setzt die regierende Labour-Partei vor allem auf wirtschaftliche Erfolge. Von einem Ende der Traditionsfirma könnten auch 15.000 Beschäftigte bei Zulieferern betroffen sein. Für diese kündigte das britische Handels- und Industrieministerium ein Hilfspaket über 40 Millionen Pfund an.
Donnerstag musste Rover die Produktion einstellen
Das Aus hatte sich seit Tagen abgezeichnet. Am Donnerstag musste Rover die Produktion vorübergehend einstellen, weil sich Zulieferer weigerten, weitere Teile zur Verfügung zu stellen. Rover und SAIC hatten seit Monaten über eine Gemeinschaftsfirma als Dach eines britisch-chinesischen Konzerns verhandelt, womit sich die Chinesen ein Standbein in Europa verschaffen wollten.
Gewerkschaftsvertreter erklärten, sie wollten alles tun, um möglichst viele Arbeitsplätze zu retten. Allerdings befürchten die Beschäftigten das Schlimmste. "Alle machen sich Sorgen", sagte Steven Tyler, der seit 1976 bei MG arbeitet. "Ich hatte eine schlaflose Nacht", sagte ein Kollege. "Wenn das hier zu Ende geht, weiß Gott, wo wir einen neuen Job herbekommen", so Tyler. Das sei ein Tag der Trauer, sagte ein ehemaliger Rover-Arbeiter. Der Eigentümer des Werksgeländes teilte bereits mit, auf dem Gelände werde künftig sicher keine Autofabrik mehr stehen.
BMW hat sich die Rosinen herausgepickt
Branchenexperten gaben BMW eine Mitschuld an der Misere von MG. Tom Donnelly, Autoexperte der Coventry University, sagte: "BMW hat sich vor dem Verkauf die Rosinen herausgepickt." Die Münchener hatten die Marke Mini behalten und Landrover an Ford verkauft. Diese Meinung teilt auch der Gewerkschaftsvertreter Tony Woodley. "Für mich liegt die Schuld ganz klar bei BMW, die sich die Kronjuwelen genommen haben und das schwierigste Werk sich selbst überlassen haben", sagte er. Nach dem Rückzug von BMW sei Rover ausgeblutet, weil der Käufer - das Konsortium Phoenix - zu wenig investieren konnte. "Rover brauchte schnell neue Modelle, um zu Überleben, aber nach den BMW-Jahren gab es das nicht", sagte Donnelly.
Die Münchener hatten Rover - von den Medien als ’englischen Patienten’ bezeichnet - Mitte der 1990er Jahre übernommen. 2000 hatte sich der Münchener Autobauer aber nach vergeblichen Sanierungsbemühungen von Rover wieder getrennt und die Marken MG und Rover für den symbolischen Preis von zehn Pfund an Phoenix verkauft. BMW-Manager hatten im Nachhinein von Sabotage durch die britischen Arbeiter gesprochen.
Die Deutschland-Tochter von MG Rover teilte nur mit, sie sei ihren Verbindlichkeiten bisher pünktlich nachgekommen. Es gebe derzeit keinen Grund für die Tochter, selbst Insolvenzantrag zu stellen. Zudem sei die Nachricht über einen Konkurs von MG aus England bisher nicht bestätigt worden.