Asiens größte Fluggesellschaft Japan Airlines (JAL) steuert auf eine staatlich gelenkte Insolvenz zu. Die drei größten Gläubigerbanken der mit 16 Milliarden Dollar verschuldeten Airline stimmten am Dienstag bei einem Treffen mit Transportminister Seiji Maehara einem Insolvenzverfahren mit Gläubigerschutz im Endeffekt zu, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf informierte Kreise meldete. Zugleich sei es JAL am selben Tag gelungen, eine knappe Zustimmung von Zweidrittel der Pensionäre für drastische Kürzungen ihrer Renten zu erhalten. Damit nahm die Airline eine entscheidende Hürde, um an öffentliche Hilfsgelder zu gelangen. JAL benötige 300 Milliarden Yen (etwa 3,2 Milliarden Dollar), die nur die staatliche Sanierungsgesellschaft (Etic) bereitstellen könne, sagte eine in die Verhandlungen von Banken und Regierung einbezogene Person am Wochenende.
Aktien im freien Fall
Die Aktien der größten Airline Japans gerieten am selben Tag unter massiven Verkaufsdruck als Reaktion auf Medienberichte, wonach die Etic die Streichung der JAL-Papiere vom Börsenzettel plane. Durch Tilgung aller Aktien sollten die Aktionäre mit zur Verantwortung gezogen werden, hieß es. Daraufhin stürzte der JAL-Kurs um das höchstzulässige Tageslimit von 30 Yen oder 45 Prozent auf ein Rekordtief von 37 Yen (0,27 Euro) ab.
Auch Regierungschef Yukio Hatoyama deutete laut Kyodo an, dass die Streichung von JAL vom Börsenzettel während des geplanten Umstrukturierungsprozesses unausweichlich sei. Die Aktionäre hätten eine gewisse Verantwortung zu tragen, so Hatoyama. Eine geordnete Insolvenz der Airline könnte Berichten zufolge schon am 19. Januar beantragt werden. Es wäre eine der größten Insolvenzen in der japanischen Unternehmensgeschichte.
Streichung von Arbeitsplätzen stünde an
Die Gläubigerbanken hatten bislang eine Insolvenz abgelehnt und stattdessen eine außergerichtliche Restrukturierung bevorzugt - aus Sorge vor Verlusten auf ihre eigenen Aktienbestände und davor, dass JAL dadurch noch mehr Kunden verlieren könnte. Doch nun hätten sie im Prinzip einer gerichtlich begleiteten Umstrukturierung zugestimmt.
Eine offizielle Antwort der Mizuho Corporate Bank, der Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ und der Sumitomo Mitsui Banking wird für diesen Donnerstag erwartet. Die Regierung betonte unterdessen, dass alles unternommen werde, um während der Restrukturierung den reibungslosen Betrieb der wichtigsten Dienste der Airline aufrechtzuerhalten. Laut der Wirtschaftszeitung "Nikkei" strebt JAL eine Umstrukturierung innerhalb von drei Jahren an. Zu diesem Zweck sehe das geplante staatliche Insolvenzverfahren neben staatlicher Hilfe die Streichung von Arbeitsplätzen sowie unprofitablen Flugrouten vor.
US-Rivalen überschlagen sich mit Angeboten
Parallel zu den Insolvenz-Überlegungen überschlagen sich derweil die beiden US-Rivalen American Airlines und Delta mit Beteiligungsangeboten. American Airlines stockte sein Angebot für JAL am Dienstag auf zwei Milliarden Dollar auf in Kooperation mit anderen Mitgliedern der Oneworld-Allianz. Die Etic soll sich jedoch Medien zufolge gegen Finanzspritzen der beiden US-Linien ausgesprochen haben, um das Insolvenzverfahren nicht komplizierter zu machen und einen späteren Rückzug des Staates zu erleichtern.
Japan Airlines schreibt seit Jahren hohe Verluste und wurde von der aktuellen Luftfahrt-Krise besonders hart getroffen. JAL steuert auf den vierten Jahresverlust in fünf Jahren zu. Etic geht davon aus, dass JAL in dem im März zu Ende gehenden Geschäftsjahr einen Nettoverlust von 13 Milliarden Dollar verzeichnet. Das Unternehmen hatte im Oktober den staatlichen Sanierungsfonds um Hilfe gebeten.