Stellenabbau Tausende protestieren gegen Telekom

Mehrere tausend Telekom-Beschäftigte haben gegen den geplanten Abbau von 32.000 Stellen im Konzern protestiert. Telekom-Chef Ricke verteidigte trotz steigender Gewinne die Maßnahme.

Rund 3000 Beschäftigte der Deutschen Telekom haben in Bayern gegen die Stellenabbau-Pläne des Konzerns protestiert. In München hätten sich rund 2000 Telekom-Mitarbeiter während der Mittagspause zu einer Kundgebung vor dem Betrieb versammelt, sagte die stellvertretende Leiterin des Verdi-Fachbereichs Telekom, Susanne Becker. Die Telekom will bis Ende 2008 rund 32.000 Arbeitsplätze streichen. In Rosenheim gingen dagegen nach Gewerkschaftsangaben rund 350 Beschäftigte des Unternehmens auf die Straße, in Kempten und Nürnberg waren es jeweils etwa 300, und in Augsburg folgten rund 100 Beschäftigte dem Gewerkschaftsaufruf.

"Jeder dritte Arbeitsplatz in Bayern ist bedroht", sagte Becker. Für viele Mitarbeiter sei der angekündigte Stellenabbau angesichts von Milliardengewinnen des Konzerns "völlig unverständlich". Der Leiter des Verdi-Fachbereichs, Günter Ott, warnte zugleich vor zu einer Verschlechterung von Qualität und Service bei der Telekom. Kunden müssten länger auf einen neuen Anschluss und die Beseitigung von Störungen warten. Die Gewerkschaft kündigte weitere Aktionen an. Diese seien "die logische Konsequenz aus den Kahlschlag-Fantasien der Telekom", sagte Ott.

Telekom-Chef verteidigt Arbeitsplatz-Abbau

Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke hat den geplanten Abbau von 32.000 Arbeitsplätzen verteidigt und Milliarden-Investitionen für verstärktes Wachstum angekündigt. "Wir müssen jetzt handeln, um die Telekom zukunftssicher zu machen", sagte er am Mittwoch bei der Vorlage der Quartalszahlen in Bonn. Das Unternehmen hat in den ersten neun Monaten 2005 einen Überschuss von 4,4 Milliarden Euro erzielt, nach einem Verlust von 150 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Das ist einer der höchsten Gewinne in der Geschichte der Deutschen Telekom AG.

Auch wenn jetzt gute Zahlen vorgelegt wurden, sei dies nur scheinbar ein Widerspruch zum Personalabbau, sagte Ricke. "Die Gewinne von heute sind eigentlich die Gewinne von gestern und haben nichts mit den Personalmaßnahmen der Jahre 2006 bis 2008 zu tun." Es gehe nicht um kurzfristige Gewinnmaximierung.

"Unserer Märkte stehen vor dramatischen Umbrüchen"

In den kommenden zwei Jahren will sich das Unternehmen verstärkt auf Umsatzwachstum konzentrieren. "Unserer Märkte stehen vor dramatischen Umbrüchen", sagte Ricke, dabei werde kaum ein Stein auf dem anderen bleiben. So planen die Bonner unter anderem 1,2 Milliarden Euro in Umsatzwachstum zu investieren und wollen dabei kurzfristig auch Ergebniseinbußen in Kauf nehmen. So soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im kommenden Jahr sinken, 2007 aber auf bis 22,2 Milliarden Euro ansteigen.

Träger des Wachstums in den vergangenen neun Monaten war erneut der Mobilfunk. Bis Ende September stiegen die Erlöse in der Sparte um 9 Prozent auf 21,6 Milliarden Euro. Das war fast die Hälfte des gesamten Konzernumsatzes (44,2 Mrd Euro). T-Mobile Deutschland verteidigte die Marktführung mit einem Anstieg der Kundenzahlen um 530.000 auf 28,7 Millionen. Vodafone D2, E-Plus und O2 legen in den nächsten Tagen ihre neuesten Kundenzahlen vor. T-Mobile USA war mit einem Zuwachs von über eine Million Kunden im dritten Quartal auf nunmehr 20 Millionen wiederum die Zugmaschine in der Mobilfunksparte der Telekom.

Streichungen bringen jährlich 1,7 Milliarden Euro

Personalvorstand Heinz Klinkhammer geht fest davon aus, dass sich der Personalabbau freiwillig über Altersteilzeit, Abfindungen und Vorruhestandsregelungen umsetzen lässt. Betroffen sind vor allem die Beschäftigten der Festnetzsparte, die durch Wettbewerber stark unter Druck geraten ist. Nach Angaben von Klinkhammer fallen rund 11.000 Beamte, hauptsächlich bei T-Com und T-Systems, in dieses Programm. Davon sollen etwa 6000 in den Vorruhestand gehen. Hierüber will die Telekom Verhandlungen mit dem Bund aufnehmen. Mitte 2006 könnte laut Klinkhammer eine gesetzliche Regelung vorliegen. Insgesamt soll der Personalabbau die Telekom-Bilanz mit 3,3 Milliarden Euro belasten. Ab 2009 würden die Stellenstreichungen dem Konzern jährlich Einsparungen von 1,7 Milliarden Euro bringen.

DPA
DPA