Ein scharfer Kritiker der Politik von US-Präsident George W. Bush erhält den diesjährigen Nobelpreis für Wirtschaft. Der Princeton-Professor und Autor Paul Krugman wird für seine Theorien über Außenhandel und Wirtschaftsgeographie ausgezeichnet, wie die königlich-schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm bekanntgab. Krugman reagierte in seinem Internet-Blog mit dem Satz: "Mir ist heute früh etwas Komisches passiert..." .
Krugman ist in den USA als harscher Kritiker der Regierung von Präsident George W. Bush und dessen Republikanischer Partei bekannt. Der 55-Jährige ist seit 2000 Professor an der Universität Princeton und seitdem auch ständiger Kolumnist der "New York Times". Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht.
Trend zur Verstädterung
Krugman habe Antworten gegeben, wie sich freier Handel und Globalisierung auswirkten und was den weltweiten Trend zur Verstädterung vorantreibe, erklärte die Akademie. Er habe damit umfangreiche Forschungsarbeiten inspiriert. Krugmann äußerte sich per Telefon von New York aus entsetzt über die aktuelle Finanzmarktkrise. "Ich habe nicht gedacht, dass ich in meinem Leben irgendetwas sehen würde, was der Großen Depression nahe kommt, aber das tut es", sagte er.
Krugman entwarf im Jahr 1979 in einem nur zehnseitigen Artikel für das "Journal of International Economics" eine neue Theorie des Außenhandels. Sie berücksichtigte, dass offenkundig nicht nur Wettbewerbsvorteile wie unterschiedliche technische Entwicklungsstände zu Handelsströmen führen, sondern der Handel auch zwischen gleich entwickelten Staaten floriere, erklärte die Akademie.
Da die Produktion von Waren oder Dienstleistungen in großem Maßstab die Stückkosten senke und die Käufer Abwechslung schätzten, werde es vorteilhaft, zum Beispiel ein bestimmtes Auto nicht nur für das eigene Land, sondern gleich für den Weltmarkt zu produzieren. Letztlich erhalte der Verbraucher dadurch mehr Auswahl und komme in den Genuss niedrigerer Preise.
Neue Ökonomische Geografie
1991 weitete Krugman seine Überlegungen auf die Wirtschaftsgeografie aus. Die Neue Ökonomische Geografie liefert Erklärungen, warum sich Arbeit und Unternehmen in bestimmten Gegenden konzentrieren. Unternehmen in dichter bevölkerten Regionen könnten die Vorteile der Massenfertigung besser nutzen, was zu höheren Löhnen und größerem Angebot für die Verbraucher führe, was wiederum mehr Arbeitskräfte und damit auch Verbraucher anlocke.
Der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, nannte den Nobelpreis für Krugman "eine exzellente Wahl, die lange erwartet worden ist". Der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "Die Welt" sagte er, Krugman habe die deutsche Schule der Regional- und Standortökonomie revitalisiert und mit der Neuen Ökonomischen Geografie zu einem Hauptgebiet der aktuellen wirtschaftswissenschaftlichen Forschung gemacht.
Es ist bereits das neunte Mal in Folge, dass der mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund eine Million Euro) dotierte Wirtschaftsnobelpreis in die USA geht. In der vergangenen Woche wurden die Empfänger der Nobelpreise für Medizin, Physik, Literatur und Frieden bekanntgegeben. Die Preisverleihung erfolgt alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels.