Neue Billigangebote Wie viel Strom- und Gaskunden jetzt durch einen Wechsel sparen können

Der Gas- und Stromanbieterwechsel kann sich wieder lohnen
Der Gas- und Stromanbieterwechsel kann sich wieder lohnen
© Getty Images
Ab März greifen die Energiepreisbremsen. Viele Gas- und Stromkunden können mit einem Anbieterwechsel jedoch noch deutlich mehr Geld sparen. Denn die Preise für Neukunden sind zuletzt deutlich gesunken – einige Angebote haben aber ihre Tücken.

Lange wurde über sie gesprochen, jetzt sind sie endlich da: Ab 1. März greifen die Energiepreisbremsen für Gas, Strom und Fernwärme. Sie entlasten private Haushalte rückwirkend zum 1. Januar und mindestens bis Ende des Jahres bei den Energiekosten. Verbraucher profitieren automatisch über die Abrechnung beziehungsweise über niedrigere Abschlagszahlungen – sie müssen dafür nichts tun.

Trotzdem kann es sich für Strom- und Gaskunden jetzt lohnen, aktiv zu werden. Denn am Markt ist seit einigen Wochen eine erstaunliche Entwicklung zu beobachten. Während Ende letzten Jahres die meisten Anbieter ihre Preise drastisch erhöhten, werben einige nun wieder mit deutlich günstigeren Neukundenpreisen. Die Folge: Mit einem Wechsel können manche Haushalte bei Strom und Gas Hunderte Euro im Jahr sparen, berichten die Vergleichsportale Verivox und Check24.

Es ist eine paradoxe Situation: Just in dem Moment, in dem der Staat die Preise für Strom (bei 40 Cent je Kilowattstunde), Gas (12 Cent) und Fernwärme (9,5 Cent) teilweise deckelt, strömen wieder Anbieter auf den Markt, die preislich deutlich darunter liegen. So lässt sich für manchen Kunden durch einen Wechsel deutlich mehr sparen, als durch die staatliche Entlastung auf seinen teuren Bestandskundenpreis. Dass wieder mit günstigeren Neukundenpreise gelockt wird, liegt daran, dass die Börsenpreise für Strom und Gas infolge gut gefüllter Speicher und eines verhältnismäßig milden Winters deutlich gesunken sind – die Anbieter können Energie also derzeit wieder günstiger einkaufen. 

Strom und Gas: Wechsel kann Hunderte Euro sparen

Profitieren können laut Verivox vor allem Haushalte, die in der Grundversorgung beliefert werden. Diese gilt traditionell als teuer, war im vergangenen Jahr zeitweise für viele Kunden aber zur günstigsten Wahl geworden, weil die Preise alternativer Tarife so in die Höhe schossen. Nun gibt es wieder günstigere Anbieter – und die Grundversorgung kann man prinzipiell mit einer Frist von zwei Wochen kündigen.

So kann eine Familie mit einem Stromverbrauch von 4000 Kilowattstunden laut Verivox derzeit im Schnitt 345 Euro im Jahr sparen, wenn sie von der Grundversorgung zum günstigsten Anbieter wechselt. Die Preisbremse für den teureren Tarif ist in der Rechnung schon berücksichtigt, sonst fiele die Ersparnis noch höher aus. Beim Gas errechnet Verivox ein ähnliches Sparpotenzial: Ein Haushalt im Einfamilienhaus mit 20.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch könne mit dem Wechsel durchschnittlich 363 Euro sparen, auch hier gilt die Ersparnis zusätzlich zur Preisbremse.

Das Vergleichsportal Check24 schlüsselt das Sparpotenzial beim Gas in einer aktuellen Auswertung noch etwas genauer nach Städten auf. Demnach kann eine Familie in Zwickau beim Wechsel von der Grundversorgung zum günstigsten Anbieter sogar satte 979 Euro im Jahr sparen. In Cottbus sind es 788 Euro, in Moers 722 Euro und in Düsseldorf 678 Euro. "Verbraucher*innen zahlen bei Gastarifen der alternativen Versorger so wenig wie seit Ende 2021 nicht", erklärt Check24.

Angebote genau prüfen

Tarife vergleichen kann sich also wieder lohnen. Allerdings tun Strom- und Gaskunden gut daran, dies mit kühlem Kopf zu tun. Denn: Dass die Vergleichsportale die Rückkehr günstiger Neukundenangebote so bejubeln, liegt auch daran, dass sie bei jedem Wechsel eine Provision einstreichen. Verbraucher sollten jedoch genau auf Kundenbewertungen und Vertragsdetails achten.

So tauchen in den Preisvergleichen teilweise Billiganbieter wieder ganz oben auf, mit denen Kunden schon in der Vergangenheit viel Ärger gehabt haben und die dafür bekannt sind, die Preise nach Auslaufen der Preisgarantie drastisch zu erhöhen. Manche Anbieter geben derzeit ohnehin nur einen Monat Preisgarantie, sodass es mit dem günstigen Strom und Gas ganz schnell wieder vorbei sein kann.

Die Stromanbieter Rabot Charge und Tibber drängen sogar mit neuen dynamischen Tarifen auf den Markt, deren Endkundenpreise sich jeden Monat gemäß der Schwankungen an der Strombörse anpassen sollen. Die neuen Anbieter werben damit, dass sie mit ihrem Modell die derzeit günstigen Börsenstrompreise sofort an die Kunden weitergeben können. Und sollte der Preis sprunghaft steigen, sei er nach oben durch die staatliche Preisbremse gedeckelt. Allerdings gilt die Preisbremse nur für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs, den Rest müssen Kunden voll bezahlen. Und sie läuft planmäßig Ende 2023 oder im April 2024 wieder aus.

Die Verträge mit monatlich schwankenden Strompreise bergen – trotz sehr kurzer Kündigungsfristen – ihre Tücken für Kunden, die diese nicht permanent im Blick haben. Andererseits kann man sich mit langen Vertragslaufzeiten derzeit auch die Chance auf weiter sinkende Preise verbauen. Die Verbraucherzentrale schrieb dazu zuletzt: "Es ist zu erwarten, dass viele Anbieter die sinkenden Preise weitergeben werden, sofern das niedrigere Preisniveau Bestand hat. Dennoch verhindert eine Preisgarantie, dass Sie möglicherweise kurz nach dem Wechsel eine Preiserhöhung erhalten und erneut wechseln müssen." Immerhin haben Kunden bei Preiserhöhungen in jedem Fall ein Sonderkündigungsrecht.