Verdi-Chef Frank Bsirske drohte mit einer weiteren Eskalation der Arbeitskämpfe im Öffentlichen Dienst, falls die Arbeitgeber bei der kommenden Verhandlungsrunde kein akzeptables Angebot vorlegen sollten. Der Gewerkschaftsführer sagte auf einer Großkundgebung vor Tausenden Warnstreikenden in Düsseldorf: "Wir sind streikbereit." Die derzeitigen Arbeitsniederlegungen im öffentlichen Nahverkehr und an Flughäfen seien noch einmal ein deutliches Warnsignal an die Arbeitgeber. Sie gäben Auskunft über die hohe Streikbereitschaft in den Betrieben, meinte der Gewerkschafter. Das bisherige Angebot der Arbeitgeber nannte Bsirske "provokativ, frech und schamlos".
Die Warnstreiks im Öffentlichen Dienst hatten am Mittwoch erhebliche Einschränkungen im Flugverkehr ausgelöst. Auf mehreren deutschen Flughäfen waren rund 300 Lufthansa-Flüge ausgefallen, davon allein 80 Starts und Landungen in Frankfurt. Auf diesen Flügen seien 18500 Passagiere gebucht gewesen, sagte eine Lufthansa-Sprecherin in Frankfurt.
Für die hauptsächlich betroffenen innerdeutschen Strecken sei den Passagieren empfohlen worden, mit der Bahn zu reisen. Dafür hätten sie ihr Flugticket nutzen können. Langstreckenflüge seien während des Warnstreiks nicht ausgefallen, es gebe aber Verspätungen.
Von den Streikaktionen waren vor allem die Flugzeugabfertigung am Boden und die Sicherheitskontrollen betroffen. Vor den Sicherheitsschleusen und in den Hallen bildeten sich lange Schlangen von Passagieren, die auf ihre Flüge warteten.
Bsirske: Wir zeigen denen unsere Kraft
"Entweder die öffentlichen Arbeitgeber legen ein Angebot mit deutlicher Lohnerhöhung und ohne Arbeitszeitverlängerung vor, oder wir zeigen denen unsere Kraft", sagte Verdi-Chef Bsirske. Mehr als 2000 Beschäftigte der Frankfurter Fraport AG legten laut Verdi am Morgen für mehrere Stunden die Arbeit nieder. Von dem Warnstreik waren Kundenschalter, Gepäckabfertigung und alle anderen Bereiche des Bodenpersonals betroffen, wie die Gewerkschaft mitteilte.
Auch an den Flughäfen in München, Nürnberg, Stuttgart, Hannover und Hamburg gab es Verspätungen und gestrichene Verbindungen. In Düsseldorf mussten rund 50 Flüge annulliert werden. Rund 200 Flughafenmitarbeiter hätten sich am Düsseldorfer Airport an den Warnstreiks beteiligt, berichtete der Flughafen.
Verkehrschaos blieb zunächst aus
In Berlin standen am frühen Morgen Busse, U- und Straßenbahnen der Berliner Verkehrsbetriebe wegen eines unbefristeten Streiks still. Der Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi wurde von 12.000 Beschäftigten nahezu ausnahmslos befolgt.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi verlangte ein neues Angebot der Arbeitgeber. Bisher trete man auf der Stelle, sagte Verdi-Chef Bsirske. Mit den Streiks wollen die Gewerkschaften vor der morgigen Verhandlungsrunde den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Verdi und die dbb Tarifunion verlangen für die 1,3 Millionen Tarifangestellten des Bundes und der Kommunen acht Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro im Monat. Die Arbeitgeber boten fünf Prozent, allerdings verteilt auf zwei Jahre und bei Verlängerung der Wochenarbeitszeit.
Bsirske droht mit weiteren Eskalationen
Die Entscheidung über mögliche Streiks werde relativ schnell fallen, warnte Bsirske. Er könne nur hoffen, dass das Signal aus den Kindergärten, Verwaltungen und von den Flughäfen bei den Arbeitgebern ankomme. "Wir haben jedes Jahr weniger im Portemonnaie. Damit ist jetzt Schluss!" Bsirske kritisierte, das Angebot der Arbeitgeber gleiche effektiv nicht einmal die Inflationsrate aus. Diese spekulierten offenbar auf eine Schlichtung.
Nach den Warnstreiks auf den Flughäfen und im Westen der Republik am Mittwoch will Verdi am Donnerstag den Süden des Landes lahmlegen. Schwerpunkte der Warnstreiks im Öffentlichen Dienst werden nach Angaben der Gewerkschaft Baden-Württemberg - vor allem Stuttgart und Karlsruhe - Bayern, Hessen und das Saarland sein. Die Gewerkschaft betonte, dass anders als bei der ersten Warnstreikwelle nicht nur einzelne Bereiche und regionale Schwerpunkte bestreikt werden sollen, sondern dass in den Ausstand landesweit die gesamte Bandbreite des Geltungsbereichs des Tarifvertrags einbezogen werde.