Margret Sukale, Personalvorstand bei der Bahn, war's zufrieden. Die Bahn habe ihre drei Ziele erreicht, frohlockte die Frau, die bei dieser Pressekonferenz auch Bahnchef Hartmut Mehdorn vertrat. Es gebe keinen Streik. Es gebe ein einheitliches Tarifwerk. Und alle drei Gewerkschaften würden mit am Tisch sitzen. Manfred Schell, der raubeinige Lokführer, Chef der Gewerkschaft GdL sah die Sache schon etwas nüchterner. Ja, man habe sich geeinigt, sagte er bei der Pressekonferenz am Dienstagmittag in Berlin, aber in so einer Lage müsse man sich eben kompromissbereit zeigen: "Wenn zwei nicht miteinander können, dann muss ein Kompromiss her", sagte Schell.
Einigung ist ein Durchbruch
In der Tat ist die Einigung, die von Lokführern und Bahn mit Hilfe der Vermittler, den CDU-Politikern Heiner Geißler und Kurt Biedenkopf, erzielt worden ist, ein Durchbruch: Bis zum 30. September wird nicht gestreikt und bis dahin wollen die Bahnangestellten nun auf zwei Schienen parallel mit der Konzerspitze verhandeln: Einmal sprechen die Lokführer direkt mit der Bahn wegen der Höhe des Lohns und der Dauer der Arbeitszeit. und einmal sprechen Vertreter der anderen beiden Bahn-Gewerkschaften Transnet und GDBA mit Bahn über ein einheitliches Entgeltsystem. Das Vorgehen soll aber unter allen drei Gewerkschaften abgestimmt werden, um Alleingänge zu vermeiden, hieß es. Knackpunkt ist dabei, dass versucht wird, eine Spaltung der Belegschaft zu vermeiden, die Konzernspitze aber auch verhindert, dass ihr künftig Vertreter lauter Fachgewerkschaften gegenüber sitzen, wenn es um die Tarifverhandlungen geht. Der am Dienstag verkündete Plan erspart also nicht nur den Bahnkunden den lästigen Streik, sondern verspricht Bahnchef Hartmut Mehdorn auch Betriebsfrieden.
Schell beharrt auf Einstiegsgehalt von 2500 Euro
Die Lokführer waren mit einer Forderung nach Lohnerhöhungen von 31 Prozent in die Tarifverhandlungen gegangen. Die Bahn lehnte dies ab und verwies auf einen Abschluss mit den Konkurrenzgewerkschaften Transnet und GDBA. Schell nannte am Dienstag keine Prozentzahlen, sondern forderte, dass die Eingangsbezahlung für Lokführer bei 2.500 Euro liegen solle. Im Juli hatten sich die beiden Gewerkschaften mit dem Arbeitgeber auf eine Lohnerhöhung von 4,5 Prozent geeinigt. Für die Lokführer hatte diese Einigung nicht gegolten, da die GDL nicht an den Verhandlungen teilgenommen hatte. Diese Alleingänge waren auf scharfe Kritik anderer Arbeitnehmervertretungen gestoßen, die ein Aufschmelzen des Tarifgefüges befürchtet hatten. Mit Arbeitsniederlegungen hatten die Lokführer in den vergangenen Wochen immer wieder zu Verspätungen und Zugausfällen gesorgt.
tatsächlich ist die Einigung, die Bei der Bahn wird es bis zum 30. September nicht zu Streiks kommen. Darauf verständigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaften, wie die Vermittler Heiner Geißler und Kurt Biedenkopf bestätigten. Bis Ende September wollen Bahn sowie die Gewerkschaften der Lokführer GDL, GDBA und Transnet gemeinsam nach einer Lösung im festgefahrenen Tarifstreit suchen. Damit ist die Forderung der Lokführer nach einem eigenen Tarifvertrag vom Tisch. Nicht angetastet werden soll nach Angaben aus Verhandlungskreisen das bereits zwischen den Gewerkschaften Transnet und GDBA sowie der Bahn erzielte Tarifergebnis mit einer Lohnerhöhung von 4,5 Prozent.
Tiefensee und Glos loben Einigung
Lokführer-Chef Schell zeigte sich zuversichtlich, dass man bis Ende September ein endgültige Einigung mit der Bahn erzielen könne. Transnet begrüßte, dass das einheitliche Tarifgefüge der Gewerkschaften nach der Übereinkunft nun erhalten bleibe. "Alleingänge einzelner Gewerkschaften sollen so vermieden werden", so Norbert Hansen und Klaus-Dieter Hommel, Chefs von Transnet und GDBA. Vor allem Transnet hatte sich wiederholt verärgert über das alleinige Vorgehen der GDL und die Forderung nach einem eigenen Tarifvertrag gezeigt. Am Montagabend waren die eingesetzten Vermittler Kurt Biedenkopf und Heiner Geißler zu einer letzten Sitzung mit Vertretern von Gewerkschaften und Bahn zusammengekommen. In dieser Zusammensetzung suchten die Tarifparteien seit zwei Wochen nach einer Lösung in dem festgefahrenen Konflikt.
Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, SPD, und Wirtschaftsminister Michael Glos, CSU, haben den Verzicht auf Bahn-Streiks bis Ende September begrüßt. Tiefensee bezeichnete dies am Dienstag als "gute Nachricht für die Bahnkunden und das Unternehmen". Glos sagte: "Ein Arbeitskampf hätte Belegschaft und Gewerkschaften gespalten und unserem Land großen Schaden zugefügt."