Nach einem Milliardenverlust sieht der angeschlagene Halbleiter-Hersteller Infineon kein Ende der Krise. »Im Umfeld der angespannten Situation im Halbleitermarkt erwartet Infineon Verluste, solange die Preise für Speicherprodukte auf dem aktuellen niedrigen Niveau bleiben und ungünstige Marktbedingungen die anderen Bereiche beeinträchtigen«, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Die Marktentwicklung bleibt auch in den nächsten sechs Monaten unsicher.
Eine Milliarde ? Verlust
Im Geschäftsjahr 2000/01 (30. September) hat die Infineon Technologies AG im Konzern vor Steuern und Zinsen einen Verlust von 1,02 Milliarden Euro gemacht. Im Vorjahreszeitraum erzielte die Siemens-Tochter noch einen vergleichbaren Gewinn von 1,67 Milliarden Euro. Damit war das Minus noch höher, als von den meisten Analysten erwartet. Allein im vierten Quartal betrug der Verlust vor Steuern und Zinsen 882 Millionen Euro, deutlich mehr als im dritten Quartal (598 Mio Euro). Der Infineon-Aktienkurs stieg dennoch zeitweise leicht auf 20,50 Euro.
Preisverfall bei Speicherchips dauert an
Auch beim Umsatz wirkten sich der Preisverfall bei Speicherchips und die Flaute in der Computer- und Handybranche drastisch aus. Im Geschäftsjahr sanken die Erlöse um 22 Prozent auf 5,67 Milliarden Euro ein. Im vierten Quartal halbierte sich der Umsatz verglichen mit dem Vorjahreszeitraum sogar auf 1,09 Milliarden Euro. Bei Speicherprodukten, früher wichtigster Gewinnbringer, brachen die Erlöse im Quartal um 81 Prozent ein. Dies führte in der Sparte zu einem Dreimonats-Verlust vor Steuern und Zinsen von 522 Millionen Euro. Eigentlich arbeitet nur die Auto- und Industrieelektronik operativ leicht profitabel. Konzernchef Ulrich Schumacher sprach angesichts des schwierigen Marktumfelds dennoch von einer »starken Performance«.
Kapitalerhöhung reichte nicht
Der Netto-Verlust im Gesamtjahr betrug 591 Millionen Euro. Infineon geht davon aus, »über ausreichend Liquidität und finanzielle Flexibilität zu verfügen, um die Auswirkungen der aktuellen Marktbedingungen abzufedern«, so die Mitteilung. Das Unternehmen hatte zuletzt im Sommer mühsam eine Kapitalerhöhung platziert. Der Erlös von knapp 1,5 Milliarden Euro sollte laut früheren Angaben mindestens zwölf Monate ausreichen. Weil sich die Marktlage seither aber nochmal verschlechterte, verkündete Infineon eine deutliche Reduzierung der Investitionen und den Abbau von 5.000 Stellen.