Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat erstmals Details zu den Vorwürfen in der VW-Betrugsaffäre veröffentlicht. Sie hat mehrere Unternehmen um den früheren Skoda-Manager Helmuth Schuster im Visier. Möglicherweise sei Geld, das Volkswagen und der Konzerntochter Skoda zustand, auf Konten dieser Firmen oder auf Privatkonten gelangt, sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Klaus Ziehe, am Montag in Braunschweig. "Es handelt sich vermutlich um mehr als eine Firma." Ob Schuster selbst an allen Firmen beteiligt war, sei aber offen.
Ermittlungen wegen Verdachts auf Untreue und Betrug
VW hat bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig Strafanzeige gegen Schuster und einen früheren Mitarbeiter im Personalwesen gestellt. Die Justiz ermittelt wegen des Verdachts auf Untreue und Betrug. Volkswagen erklärte, die der Staatsanwaltschaft zugesagten Unterlagen würden noch am Montag übergeben. Bis zum Mittag seien sie noch nicht eingetroffen, sagte Ziehe.
Der Staatsanwalt fügte hinzu, die Ermittlungen könnten auf weitere Beschuldigte ausgeweitet werden, sollte sich im Zuge der Ermittlungen ein Anfangsverdacht ergeben. "Die Ermittlungen laufen ohne Ansehen der Person", sagte Ziehe. Medienberichten zufolge soll Klaus Volkert, der am Donnerstag überraschend als VW-Gesamtbetriebsratschef zurückgetreten war, an einer Firma von Schuster beteiligt gewesen sein. Volkert hatte erklärt, er habe sich keiner kriminellen Handlung schuldig gemacht.
Expansionspläne vorerst gestoppt
Medienberichten zufolge soll Schuster zudem Schmiergeld in Zusammenhang mit der geplanten Skoda-Fertigung in Indien verlangt zu haben. Volkswagen teilte mit, die mit der unabhängigen Untersuchung der Hintergründe der Affäre beauftragte Wirtschaftsprüfungsfirma KPMG habe am Montag ihre Arbeit aufgenommen. Zu Details und zur Dauer der Prüfung äußerte sich Volkswagen nicht.
Volkswagenchef Bernd Pietschesrieder hat Unternehmerkreisen zufolge wegen der Schmiergeldaffäre die Expansionspläne für Indien vorerst gestoppt. Ein VW-Sprecher bekräftigte hingegen nur, VW habe über den Bau des Werks noch nicht entschieden.