Einen Tag vor der Sitzung des VW-Aufsichtsratspräsidium drohen Europas größtem Autobauer in der Korruptionsaffäre offenbar neue Enthüllungen. Die "Wirtschaftswoche" berichtet vorab, der entlassene frühere Skoda-Personalvorstand Helmuth Schuster verhandele mit großen deutschen Verlagen, um ihnen die Exklusivrechte an einer Enthüllungsserie aus dem Innenleben des Autokonzerns zu verkaufen.
Das Präsidium des VW-Aufsichtsrates trifft sich am morgigen Mittwoch. Dabei geht es unter anderem um das Rücktrittsangebot von Arbeitsdirektor Peter Hartz. Der niedersächsische Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat Christian Wulff hatte sich bereits dafür ausgesprochen, das Rücktrittsangebot anzunehmen. Medienberichten zufolge wird nicht damit gerechnet, dass bei der Sitzung bereits ein Nachfolger für Hartz ernannt wird.
In der VW-Affäre gerät auch die Regierung des indischen Bundesstaats und geplanten VW-Produktionsstandorts Andhra Pradesh unter Druck. Die Zeitung "Asian Age" berichtet unter Berufung auf eine "offizielle Quelle", die Regierung habe trotz Warnungen ranghoher Beamter zwei Millionen Euro an eine indische Tarnfirma und nicht an Volkswagen überwiesen. Zuvor habe der inzwischen entlassene VW/Skoda-Manager Helmuth Schuster gedroht, die angedachte Fabrik statt in Andhra Pradesh im benachbarten Bundesstaat Tamil Nadu bauen zu lassen.
Schuster habe der Regierung von Andhra Pradesh versichert, er könne den Vorstand vom Bau der Fabrik überzeugen, zitiert die Zeitung die nicht näher genannte Quelle weiter. Die Gelder waren nach Angaben der Regierung für den Aufbau eines gemeinsamen Unternehmens mit VW gedacht und flossen an eine Firma namens Vashishta Wahan. Laut VW ist der Autokonzern an einer solchen Firma aber nicht beteiligt. Die oppositionelle Telugu Desam Partei in Andhra Pradesh fordert inzwischen eine Untersuchung des Vorgangs durch die indische Bundespolizei.
Ungeachtet der Affäre werde der neue VW-Markenchef Wolfgang Bernhard nach Informationen aus Branchenkreisen am Mittwoch Details seines milliardenschweren Sparprogramms vorstellen. In einem Interview hatte Bernhard erklärt, ein Leistungssteigerungs- und Sparprogramm über sieben Milliarden Euro sei notwendig, um bis 2008 die von Konzernchef Bernd Pischetsrieder anvisierte Ergebnisverbesserung zu erreichen. Der VW-Chef will das Unternehmensergebnis bis dahin um vier Milliarden Euro verbessern. Nach bisherigen Angaben will Bernhard allein bis Ende 2006 bei den Materialkosten eine Milliarde Euro einsparen.